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Sitztanz und Alten-Modenshow

■ Seniorentage in der Stadthalle eröffnet / Mindestens Broschüren kann man abzocken

Das war ein Satz, so recht nach dem Gusto der rund 3.000 alten Menschen, die sich gestern in der Stadthalle zum Internationalen Tanzfest getroffen haben: „O Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen“, hatte Karlheinz gesagt, der Moderator. Und so tanzten nicht nur die geladenen Seniorentanzgruppen aus Bremen und Nachbarländern, sondern auch die BesucherInnen selbst: Zum „Figaro“ etwa strömten Hunderte von Damen von den Rängen, zupften nochmal an den besonders gern roten oder weißen Blusen und ordneten sich dann zu Quadrigen. Lang schon hatten sie in Seniorenheimen und Altentreffs diesen Tanz einstudiert. Die anderen, die auf den hinteren Rängen, oder die mehrreihig aufgestellten RollstuhlfahrerInnen, die kamen dann bei der „Bohnenpolka“, einem Sitztanz, zum Zuge.

Währenddessen traten draußen, im Foyer, die Aktiven von einem Fuß auf den anderen: Zum „Markt der Möglichkeiten“, auf dem sich allerlei Initiativen vorstellten, fanden gestern am Tag der Eröffnung der Seniorentage nur wenige BesucherInnen. Ein bißchen ratlos, aber nichtsdestotrotz aufgekratzt standen die Frauen der Theatergruppe „Knitterfrei“ vor ihrem Infotisch. Schließlich spazierten sie in ihren Kostümen zum Zelt des Offenen Kanals: Dort kann man 60 Sekunden lang mal so richtig seine Meinung sagen. Die Damen schmetterten ein Lied. Heute um 19.30 Uhr im Offenen Kanal sind sie zu sehen.

Wenige Meter neben dem

Fähnchenschwenken zur Ode an die FreudeFoto: Katja Heddinga

Fernsehzelt erfährt man alles über Unterbringungsmöglichkeiten für pflegebedürftige Alte. Dazwischen der Bastelkreis der Versöhnungsgemeinde. Auch die Parteien lassen sich nicht lumpen, fahren mindestens Kaffe auf (die herkömmlichen Parteien) oder Äpfel (die Grünen); die FDP hatte sogar ihren Senator van Nispen zu einem Stand-Nachmittag überreden können. Und überall: Broschüren. Ob über Hauspflege oder ein Partner- Kontakttelefon — ohne irgendeine Broschüre wird sicher niemand die Seniorentage wieder verlassen.

Heute geht es zweigleisig weiter: Während in Halle 1 ein gar

hier bitte die Alten

mit Fähnchen in der Hand

kurzweilig Programm geboten wird, diskutiert man in vier Foren: Ob Altenwohngemeinschaften Zukunft haben, fragt sich etwa das Forum 1 „Wohnen im Alter“ (10 bis 13.30 Uhr im Kongreßsaal); um „offene Altenhilfe“ geht es im Forum 2 im Foyerraum 1 (11 bis 13.30 Uhr); „Brauchen wir noch Altersheime“, fragt Forum 3 im Kongreßsaal (14.30 bis 17 Uhr) — dort wird auch eine Altenheimbewohnerin über ihre Erlebnisse im Heim berichten; Forum 4 beschäftigt sich schließlich mit der Lebensbewältigung und Rehabilitation im Alter, es soll dort zum Beispiel um die Versorgung psychisch kranker alter Menschen in Bremen

gehen (14.30 bis 17 Uhr, Foyerraum 1).

Ganz anders in den Tag startet man beim „Mach-Mit-Programm“: Nämlich mit Else Nerke am Keyboard (10.30 bis 11 Uhr). Der Tag klingt aus mit dem „gemeinsamen Singen von Wanderliedern mit den Naturfreunden und ihrem Zupforchester“ (18.25 bis 19 Uhr).

Dazwischen jedoch zum Beispiel um 15 Uhr die Modenschau für ältere Menschen, um 16 Uhr Talk-Show mit Senatoren über das Thema Sicherheit, ab 17 Uhr dann treten Altentheatergruppen wie die „Silberlocken“ oder die „Huchtinger Herbstzeitlosen“ auf. cis

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