: Waldeslust
■ Robert-Schumann-Wochen in Bremen: ab heute kreuz & quer durch die Romantik
Wer interdisziplinäres Arbeiten für eine Erfindung der Hochschulen unserer Tage hält, kennt seinen Robert Schumann schlecht: „Der gebildete Musiker“, schreibt dieser unter dem Pseudonym Eusebius, „wird an einer Raphaelschen Madonna mit gleichem Nutzen studiren können, wie der Maler an einer Mozartschen Symphonie.“ In diesem Geiste wollen sich auch die Bremer Robert-Schumann-Wochen dem Meister nähern: Ab heute werden Pianisten, Kunstgeschichtler, Botaniker, Literaten und andere Gelehrte das Phänomen Schumann (Robert & Clara) samt der Romantik in all ihren unergründlichen Gemütstiefen allseits beleuchten und so der „Durchdringung der Künste“ Vorschub leisten.
Das hat an der Hochschule für Künste (HfK) bereits eine kleine Tradition. Bereits Ravel, Mozart und Hindemith wurden auf diese Weise „neu gesehen und neu bewertet“, wie Kurt Seidel erklärt, seines Zeichens Professor für Klavier an der HfK und Mitinitiator der Schumann-Wochen. Nach dem Modell „music and lecture“ sind dabei Referate zur Romantik mit motivisch passenden Konzertvorträgen verbunden. So können die Besucher in der Kunsthalle am 30.10. einem „kulturhistorischen Gespräch über den Wald“ lauschen und tags darauf am gleichen Platze dem ziemlich lebhaften Schumann-Gesang „Im Walde“.
Das ist natürlich kein allgefälliger Ohrenschmaus fürs große Publikum. Seidel versteht die Schumann-Wochen denn auch geradezu als Gegengewicht zu den Musik- und Kulturfestivals, wie sie dieser Tage durch die Stadt rummeln. „Die romantische Musik ist festivalmäßig so vermarktet; dem wollen wir mit einer vertieften Betrachtungsweise entgegenwirken.“ So verstehen sich
Robert Schumann und die Musen
die Wochen eher als „Angebot zur Aus- und Weiterbildung“. Und bauen lieber auf den Sachverstand der Teilnehmer und das Interesse der beteiligten Institutionen als auf fettes Sponsorengeld. „Die Finanzierung läuft an der Armutsgrenze“, sagt Seidel. So baut man auf die Unterstützung der beteiligten Bremer Institutionen. Im Focke- Museum nimmt die Reihe heute um 20 Uhr ihren Lauf: Über „Schumann als Dichter und Leser“ wird Joseph A. Kruse, Professor an der Düsseldorfer Uni, Einleitendes und Wegweisendes erzählen; es schließt sich ein Liedervortrag an. Das Programm der Schumann-Wochen führt ist für sieben Mark zu beziehen über die Koordinierungsstelle für Weiterbildung, Werderstraße 73, 28199 Bremen. tom
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