: Wahl-los erschossen
■ Innensenator sieht "handwerklich gute Arbeit" bei der Tötung des Polen Robert K.
Jetzt ist der Hund schuld am Tod des 28jährigen Polen Robert Korcz. Beim Sprung durch eine zersplitterte Türscheibe verletzte sich Spezial-Schäferhund „Roy“ am Vorderbein und jaulte. Der dadurch alarmierte Korcz reagierte instinktiv, griff nach seiner Handgranate – und wurde prompt von einem Beamten des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) erschossen.
So die offizielle Darstellung der Hamburger Polizei über das blutige Ende der Konsulatsbesetzung in Steilshoop am Dienstag. Danach gaben zwei Beamte fünf Schüsse auf Korcz ab, einer traf: Die Kugel durchschlug die Hand und traf das Herz. In den ersten Meldungen war noch von einem Schuß durch die Hand und zwei weiteren Schüssen in den Oberkörper die Rede gewesen.
„Handwerklich gute Arbeit“ attestierte Innensenator Werner Hackmann in einem Mopo-Interview den Polizisten. Der Einsatz sei erforderlich gewesen, weil die Gefahr bestanden habe, daß Korcz mit seiner 50 Jahre alten Handgranate die Beamten hätte angreifen können.
Er hat es jedoch nicht getan. Der Einsatz erfolgte, obwohl es nach polizeitaktischen Gesichtspunkten keine Notwendigkeit dafür gab. Korcz war allein in dem Konsulatsneubau in Steilshoop, und er bedrohte niemanden. Die Vermutung, er könne dies irgendwann tun, reicht nach allgemeinen juristischen Maßstäben nicht aus, einen solchen Einsatzbefehl zu erteilen, auch wenn Hackmann „aus dem praktischen Ablauf keine andere Alternative gesehen“ haben will.
Ob es „theoretisch“ eine andere Wahl zu dem polizeilichen Vorgehen gegeben hätte, soll nun offiziell untersucht werden. Das Ergebnis steht bereits fest: Wahl-los getötet.
smv
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