Dann eben kein Welthandelsabkommen ...

■ Scheitern die Gatt-Verhandlungen? Japan lenkt vielleicht ein, EG bleibt stur

Tokio/Genf/Berlin (dpa/taz) – Ein Scheitern der Gatt-Verhandlungen zur Liberalisierung des Welthandels ist nicht mehr auszuschließen. Nach dem US-Handelsbeauftragten Mickey Kantor beurteilten nun auch Gatt-Direktor Peter Sutherland, EG-Kommissar Rene Steichen und Deutsche- Bank-Chef Hilmar Kopper die Chancen für einen fristgemäßen Gatt-Abschluß eher skeptisch. Sutherland meinte bei seinem gestrigen Besuch in Tokio, daß die Frist 15. Dezember 1993 nicht mehr verlängerbar sei.

Knackpunkt bei den Gesprächen ist der Agrarhandel: EG und USA können sich nicht über die Einfuhr von Ölsaaten wie Raps oder Soja in die EG einigen, Japan hält seine Grenzen für Reisimporte verschlossen. Der US-Chefunterhändler John Schmidt kritisierte die EG, weil diese keinerlei Bereitschaft zeige, über den Zugang zu ihren Agrarmärkten zu verhandeln. Sutherland dazu: Ein Abschluß der Gatt-Runde ohne Einbeziehung der Landwirtschaft sei wegen des Interesses der Länder des Südens an höheren Agrarexporten nicht denkbar.

Japan lenkt immerhin vielleicht noch ein, da die Exportwirtschaft bei einem Scheitern der Gatt- Runde Nachteile befürchtet. Daher befürworten Industrie- und einige Regierungsvertreter eine begrenzte Öffnung der Grenzen für Reiseinfuhren, etwa in Höhe von drei bis fünf Prozent des jährlichen Reisbedarfs von zehn Millionen Tonnen. Ministerpräsident Morihiro Hosokawa ziert sich jedoch noch. Sutherland sagte er, daß der Plan politisch nicht ausgewogen und schwer durchsetzbar sei. lieb