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Tschad: Putschversuch?

■ Oppositioneller bei Festnahme getötet / Ausgangssperre aufgehoben

Paris/N'Djamena (AP/AFP) – Anhänger des getöteten Oppositionsführers Abbas Koty haben Anschuldigungen zurückgewiesen, nach denen der Politiker in Tschad einen Putschversuch angeführt haben soll. Sie warfen den Sicherheitskräften des zentralafrikanischen Landes am Samstag vor, sie hätten Koty hingerichtet. Der ehemalige Minister war nach offiziellen Angaben am Freitag getötet worden, als die Polizei ihn in der Hauptstadt N'Djamena festnehmen wollte. Die Regierung hatte daraufhin ein Ausgehverbot verhängt, das jedoch am Samstag wieder aufgehoben wurde.

Ein Sprecher der Oppositionsgruppe „Nationales Komitee für Wiederherstellung“, Bichar Idriss Aggar, erklärte einem französischen Rundfunksender in der libyschen Hauptstadt Tripolis, Koty habe mit Sicherheit keinen Putsch geplant. „Das ist vollkommen unmöglich, denn seine Truppe war nahzu 1.200 Kilometer von der Hauptstadt enfernt“, sagte Aggar. „Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß es sich um eine sorgfältig geplante Exekution handelte.“ Koty war unter dem 1990 mit einem Putsch an die Macht gekommenen Präsidenten Irdiss Deby Verteidigungsminister, mußte im vergangenen Jahr jedoch nach Gerüchten über einen Umsturzversuch nach Libyen ins Exil gehen. Im Sommer kehrte er im Anschluß an Verhandlungen mit der Regierung nach Tschad zurück, um dort seine bewaffnete Oppositionsbewegung in eine politische Partei umzuwandeln.

Der Versuch einer Demokratisierung des Tschad nach dreißig Jahren Bürgerkrieg wird vor allem durch die Konflikte zwischen den verschiedenen Volksgruppen und dem eher christlichen Süden sowie dem arabisierten islamischen Norden gelähmt. Im April dieses Jahres wurde im Tschad ein Oberster Übergangsrat mit 57 Mitgliedern gebildet, der als Parlament fungiert und die Arbeit der Übergangsregierung unter Ministerpräsident Fidele Moungar kontrollieren soll. Spätestens im April nächsten Jahres sollen ein Parlament und ein Präsident gewählt werden.

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