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Vorschläge zur Viertagewoche umjubelt bei Wirtschaft und Politik

■ Lafontaine für zusätzliche Steuererleichterungen

Frankfurt (AP) – Flexible Arbeitszeitmodelle wie die von VW beschlossene Viertagewoche werden von Politikern und Wirtschaftswissenschaftlern als Schritt zur Beschäftigungs- und Standortsicherung begrüßt. Das Bundeskanzlamt wies in einer am Freitag in Bonn verbreiteten Erklärung zugleich darauf hin, „daß es vor allem der arbeitsplatzschaffenden Investitionen bedarf, um das Ziel eines hohen Beschäftigungsstandes zu erreichen“. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine schlug vor, daß Unternehmen, die die Viertagewoche einführen und damit Arbeitsplätze retten, weniger Steuern zahlen sollten.

Nach Ansicht des SPD-Chefs Rudolf Scharping können Arbeitszeitverkürzungen bei entsprechend geringeren Löhnen sinnvoll sein, dürfen aber keinesfalls zu reinen Rationalisierungseffekten führen. Äußerungen von Bundeskanzler Helmut Kohl zur Verlängerung der Arbeitszeit gingen „völlig in die Irre“.

Lafontaine sagte, jetzt müßten Unternehmen, Gewerkschaften und Belegschaften zusammenwirken, „damit die Modelle flexibel sind und funktionieren“. „Wir dürfen nicht länger zusehen, wenn immer mehr Menschen arbeitslos werden.“ Hohe Arbeitslosigkeit gefährde die Stabilität der Demokratie, kürzere Arbeitszeiten aber ermöglichten mehr Menschen den Zugang zum Arbeitsmarkt.

Auch wenn die Umverteilung der vorhandenen Arbeit derzeit hilfreich sei, hält das Bundeskanzleramt solche Modelle nicht für den „Schlüssel zur Sicherung von Arbeitsplätzen“. Vielmehr seien arbeitsplatzschaffende Investitionen notwendig, hieß es in der Erklärung.

Der baden-württembergische Wirtschaftsminister Dieter Spöri forderte, flexiblere und differenziertere Arbeitszeitmodelle in ganz Deutschland einzuführen. Im ZDF-„Morgenmagazin“ sagte der SPD-Politiker, es sei beispielsweise denkbar, daß man die Arbeit in bestimmten Produktionssparten, also am Fließband, gerechter umverteile, während in der Forschung und Entwicklung vielleicht sogar mehr garbeitet werden müsse. Arbeitsmodelle seien auch wegen der im Winter zu befürchtenden vier bis fünf Millionen Arbeitslosen zur Entlastung der Sozialkassen dringend notwendig.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der bayerischen FDP, Dietrich von Gumppenberg, forderte die Tarifparteien auf, sich von der Wochenarbeitszeit generell zu verabschieden und statt dessen eine Jahresarbeitszeit einzuführen. Durch die Einführung einer Jahresarbeitszeit könne die gegenwärtig erforderliche Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt erreicht werden. Nach Auffassung des Bremer Wirtschaftswissenschaftlers Rudolf Hickel weist die Viertagewoche in die richtige Richtung. Allerdings müsse sie mit einem Entlassungsstopp und mit einem weitgehenden Lohnausgleich verbunden sein, sagte er der Neuen Presse in Hannover.

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