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Bilder täglich frei Haus

■ Die 17. Duisburger Filmwoche gibt einen Überblick über den deutschsprachigen Dokumentarfilm

Als Forum für (Fernseh-)Filme, die sich durch einen „verantwortungsvollen“ Umgang mit der Wirklichkeit auszeichnen, hat sich die Duisburger Filmwoche schon immer verstanden. Die Auswahl an Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz versucht eine umfassende Bestandsaufnahme des aktuellen deutschsprachigen Dokumentarfilms zu bieten – von Beiträgen junger, unbekannter RegisseurInnen bis zu renommierten FilmemacherInnen wie Antonia Lerch oder Georg Stefan Troller. Rund die Hälfte der Filme sind als Uraufführungen zu sehen.

Krisen-Augen-Blicke lautet das Motto des diesjährigen Festivals. Es nimmt gleichermaßen Bezug auf die Geschehnisse in der Welt wie auch auf deren mediale Vermittlung. Die Katastrophen, Kriege, das Leid der Menschen: Alles Ereignisse, die – vom Fernsehen in Szene gesetzt – in der Fülle kaum noch wahrnehmbar, geschweige denn einzuordnen sind. Bis zur Beliebigkeit austauschbare, sich wiederholende Bilder werden täglich frei Haus geliefert. Information als Ware, doch eine, die den Anspruch erhebt, Geschehnisse „wirklich“ abzubilden, auch wenn sie zumeist nur die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Simulation verwischt. Fragwürdige Variationen von Reality- TV tummeln sich als scheinbar dokumentarische Sendeformen auf dem Bildschirm.

Deswegen werden in Duisburg auch gerade die Themen aufgegriffen, die Schlagzeilen machen: Gewalt, Rechtsradikalismus, Nationalismus, ökonomischer und ökologischer Niedergang. Dies in Bildern, die einem kritisch-hinterfragenden Blick standhalten und zum Nachdenken anregen, wie die Festivalleitung ihre Ziele erklärt. „Im Grenzgebiet“, ein 16-mm- Farbfilm von Claas Danielsen, beschreibt beispielsweise den Alltag einer Gruppe Jugendlicher in Mecklenburg-Vorpommern, die sich regelmäßig in einem ehemaligen Vopo-Kontrollhäuschen treffen. Langeweile, Ausländerhaß und Perspektivlosigkeit sind der Nährboden zu gewalttätigem Handeln, als in der Nähe ein Asylbewerberheim eingerichtet werden soll.

„Am Rande der Welt“ von Goran Rebić verfolgt über ein Jahr den Weg der jungen Demokratie Georgiens. Von der Unabhängigkeit, als „Freiheit“ und „Heimat“ die Utopien für eine hoffnungsvolle Zukunft abgeben, hin zum Bürgerkrieg, der alle Visionen im Bombenterror erstickt. Rebić folgt der Spur des Todes am Schicksal einzelner, zeigt die unaufhaltsame Radikalisierung der Gewalt. Es ist anzunehmen, daß diese und ähnliche Bilder ihren streitbaren Charakter auch nach den anschließenden Diskussionen beibehalten werden. Gleiches gilt für die Extras. Der Faszination am Bösen, am Verbotenen widmet sich eine Gesprächsrunde, in der die Ästhetik und Symbolik der Bilder diskutiert wird, aus denen Darstellungen von Gewalt ihre Kraft und Wirkung beziehen. Das Extra „Rheinhausen – immer noch ein Medienereignis?“ thematisiert den veränderten Stellenwert eines Ereignisses in der Medien-Berichterstattung. Stand der Arbeitskampf vor fünf Jahren als Spektakel noch ganz oben in der Tagesordnung, ist die Abwicklung des Unternehmens als „normaler, alltäglicher“ Vorgang kaum eine Schlagzeile mehr wert. Ein weiteres Forum behandelt anhand einer Programmbeobachtung die Rolle des Kulturkanals arte als eine mögliche Alternative für ein „anderes“, intelligenteres Fernsehen. Thomas Miles

Die Duisburger Filmwoche beginnt heute und dauert bis zum 14. November.

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