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Teures Schwarzfahren

■ Frankfurter Firma treibt Geld von Berliner Schwarzfahrern ein / Betroffene müssen schnell mehr als das Doppelte zahlen

Schwarzfahrer, die das „erhöhte Beförderungsentgelt“ von 60 Mark nicht innerhalb von 14 Tagen zahlen, müssen jetzt noch tiefer in die Tasche greifen. Während die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bislang kostenlos an den Verzug erinnerten, werden jetzt Unkosten in Höhe von 82,80 Mark in Rechnung gestellt. Nach 14 Tagen wird so aus 60 Mark „Schulden“ mehr als das Doppelte.

Sebastian B., der in der letzten Oktober-Woche erwischt wurde, traute seinen Augen nicht, als er eine entsprechende Zahlungsaufforderung im Briefkasten fand. Er habe die Überweisung schlicht vergessen, der jetzt fällige Betrag grenze an Wucher, sagte der 33jährige Diplom-Ingenieur der taz. Unkosten in Höhe von zehn Mark würde er sich dagegen gefallen lassen.

Daß Schwarzfahren zumindest für säumige Schuldner erheblich teurer geworden ist, ist Ergebnis erster Privatisierungs-Schritte. Seit Juli dieses Jahres hat die BVG das Frankfurter Inkasso-Unternehmen D&B-Schimmelpfeng GmbH beauftragt, fällige Ansprüche durchzusetzen. Bislang haben die BVG die durch verspätete Zahlungen angefallenen Kosten nicht abwälzen können, erläuterte Wolfgang Göbel. Der BVG-Sprecher konnte aber nicht beziffern, welche Summen der Nahverkehrsbetrieb durch die Beauftragung des Privatunternehmens spart.

Die überraschend hohen Unkosten für eine Zahlungserinnerung begründete der Leiter der Frankfurter Inkasso-Abteilung, Dieter Kraft, mit der Rechtsanwaltsgebührenordnung. An dieser Ordnung orientierten sich die Kosten – Gerichte hätten dieses Verfahren anerkannt. Auf Wunsch des Betroffenen müsse die Zusammensetzung der Unkosten offengelegt und begründet werden. Mit 50 Mitarbeitern für das Inland sei D&B- Schimmelpfeng das größte deutsche Inkasso-Unternehmen, betreue aber erstmals ein Nahverkehrsunternehmen, sagte Kraft weiter. Über den ungewöhnlichen Kunden ist Kraft nicht verwundert: Bei allgemeiner Rezession expandiere seine Branche.

Diesen Zusammenhang bestätigte auch BVG-Sprecher Göbel: Die Beauftragung eines Privatunternehmens habe sich aus den Sparzwängen ergeben. Das Land Berlin hat seine jährlichen Zuschüsse von 1,45 Milliarden Mark auf 1,2 Milliarden Mark gekürzt. Im vergangenen Jahr waren 97.000 Schwarzfahrer erwischt worden, in den ersten acht Monaten dieses Jahres 78.000. Wie viele davon nicht pünktlich zahlten, wußte Göbel nicht. Sebastian B. ist für den Gesamtbetrag von 142,88 Mark (inclusive Zinsen) eine weitere Frist gesetzt worden – von zehn Tagen. Sollte er erneut in Verzug geraten, sei dies „wiederum mit zusätzlichen Kosten verbunden“, kündigt die D&B-Schimmelpfeng an, deren Schreiben „mit freundlichen Grüßen“ endet. Dirk Wildt

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