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Scharfe Kehrtwende

■ Der Vorsitzende der Bundestags- klimakommission ist für Atomkraft

Berlin (taz) – Neue Atomkraftwerke des von Siemens und seinem französischen Partner Framatome entwickelten Typs EPR (European Pressurized Water Reactor) sollen die hierzulande laufenden Meiler schrittweise ersetzen. Das verlangte der Vorsitzende der Klima-Enquetekommission des Bundestages, Klaus Lippold (CDU), nach einer Expertenanhörung am Montag. Zwischen 2000 und 2005 will der Abgeordnete außerdem mit der „kommerziellen Einführung“ modularer Hochtemperaturreaktoren beginnen. Auf diesem Feld nehme Deutschland „weltweit die Spitzenstellung“ ein. Allerdings liege ein „starkes Handikap“ in der „mangelnden Industrieunterstützung“ für diesen Reaktortyp.

Innovative Reaktortechnologie könne in einigen Jahren „wettbewerbsfähig zur Verfügung stehen“, glaubt Lippold. Beim selbst innerhalb der Atomgemeinde umstrittenen Konzept des EPR-Mammutreaktors (Leistung pro Kraftwerksblock: 1.450 Megawatt) erkennt der Kommissionsvorsitzende „erfolgversprechende Vorarbeiten“. Ein Ausstieg aus der Atomtechnik bedeute dagegen den „Abstieg der deutschen Forschung in die Zweitklassigkeit“.

Lippold begründete seinen heftigen Einsatz für die Atomtechnik mit den Klimabeschlüssen der Bundesregierung. Mit Atomkraftwerken neuer Technik seien die „Voraussetzungen zur CO2-Minderung und zum Klimaschutz äußerst günstig“, ohne sie dagegen zum Scheitern verurteilt. Jährlich 150 Millionen Tonnen Kohlendioxyd würden durch Atomkraftwerke vermieden. Bisher hatte sich die bei Gegnern und Befürwortern der Atomenergie anerkannte Klima-Enquetekommission stets eher skeptisch zum Klimaschutzpotential der Atomkraft geäußert. Noch im März 1992 nannte Lippold selbst in einem Interview die Atomenergie unter den Optionen zur Klimaentlastung erst an fünfter Stelle. Wichtiger seien Energieeinsparung („absolute Priorität“), Effizienssteigerung, Brennstoffsubstitution und die Einführung erneuerbarer Energiequellen. Gero

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