: Heute bei Dacapo: Het Trio
■ Weltmusik von hinterm Deich
Die Niederlande: nächstes Nachbarland, gerade auf der Frankfurter Buchmesse als Kunst- und Literaturland ausführlich vorgestellt — und doch ein weißer Fleck auf der musikalischen Landkarte. Denn wer weiß hierzulande etwas darüber, wie dort zeitgenössische Musik komponiert wird? Das kann sich heute ändern: Dacapo hat das holländische „Het Trio“ in die Galerie Rabus eingeladen, und die drei Musiker werden ausschließlich Stücke niederländischer Komponisten spielen.
„Het Trio“ ist ein ungewöhnliches Ensemble: neben René Eckhardt am Klavier spielt Harry Sparnaay Baß- und Altklarinette, und Harrie Starreveld beherscht neben der handelsüblichen Querflöte auch die anderen Ableger dieses Instrumentes von Kontrabaß bis Piccolo.
Diese Besetzung ist ohne historische Vorbilder — die drei spielen deshalb ausschließlich Kompositionen, die eigens für sie geschrieben worden sind — mittlerweile über 120 Stücke.
„Viele holländische Komponisten sind beeinflußt von der Jazzmusik“ sagt der Pianist René Eckhardt über das Programm. Aus der Enge westlicher Rhythmik haben die niederländischen Komponisten auch andere Auswege gesucht: Ton de Leeuw (Jahrgang 1926) hat sich schon lange vor aller Weltmusikmode mit außereuropäischer Musik beschäftigt. Während sein Solostück für Klavier Afrikaanse etudes von 1955 auf afrikanischen Rhythmen basiert, sind im Trio von 1990 lyrische Elemente mit rhythmisch komplexen Abschnitten verschmolzen.
Auch ein anderer Komponist des Abends, Jan Rokus van Roosendael, hat sich an indischer Musik orientiert — vielleicht liegt einem weltoffenen Land wie den Niederlanden die Öffnung zu anderen Kulturen doch näher als z.B. Deutschland.
Außer Het Trio hat Dacapo auch Leo Samama eingeladen, Autor zahlreicher musikwissenschaftlicher Veröffentlichungen. Samama ist aber auch Komponist und wird über das Konzert hinaus weitere Ein- und Ausblicke in die niederländische Musiklandschaft ermöglichen. Wilfried Wiemer
Heute um 20 Uhr in der Galerie Rabus, Plantage 13.
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