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Öl für die Achse Belgrad-Athen

Der griechische Außenminister Papoulias bereist Ex-Jugoslawien / Athen spricht von „Friedensinitiative“ / Zweifel am Nutzen des Embargos  ■ Von Dorothea Hahn

Den Namen sollten sich EuropäerInnen ruhig merken, denn ab Januar wird Karolos Papoulias für sechs Monate lang Ratsvorsitzender der EG sein. Ganz unbescheiden hat der neue griechische Außenminister bereits angekündigt, er wolle seinen elf Kollegen „Wege zur Lösung des Balkanproblems“ vorlegen. Die Vorbereitungen dazu trifft er in dieser Woche bei seiner ersten großen Auslandsreise, die ihn in die Hauptstädte der meisten Länder der Region führt. Die ausgelassenen Städte – Ankara und Skopje – sind dabei ebenso bezeichnend, wie die Stadt, in der Papoulias seine Mission begann: Belgrad. Dort teilte der Grieche nach einem Gespräch mit dem serbischen Präsidenten, Slobodan Milošević, am Montag mit, er habe starke Zweifel an dem positiven Einfluß der Sanktionen gegen Serbien. Der Gastgeber, der ob seiner kommunistischen Vergangenheit von der vor einem Monat abgewählten konservativen Athener Regierung geschnitten wurde, bedankte sich mit einem Lob auf die griechisch-serbische Freundschaft.

„Die Achse Athen-Belgrad funktioniert“, titelte tags darauf die große griechische Tageszeitung Eleftherotypia. Die neue Bereitschaft zur außenpolitischen Initiative, die Papoulias mit seiner Reise in die Nachbarstaaten zeigt, findet in den Athener Medien viel Beifall. Allerdings vermag die Regierung bislang nicht zu vermitteln, was die „Achse“ über das traditionelle Zusammengehörigkeitsgefühl der orthodoxen Regionsgemeinschaften hinaus eigentlich beinhaltet. Die in diesen Tagen in Athen oft beschworene griechische „Friedensinitiative“ geht bislang nicht über den Vorschlag hinaus, den der Chef der „Panhellenischen sozialistischen Bewegung“ (Pasok) Andreas Papandreou gleich zu Antritt seines Amtes als Ministerpräsident gemacht hatte: Das Embargo gegen Serbien aufzuheben. Unklar ist auch, ob die Außenministerreise ein griechischer Alleingang ist, oder ob sie – wie einige Athener Journalisten vermuten – die Rückendeckung Washingtons hat.

Der 64jährige Papoulias selbst, der auch für die Balkanpolitik der sozialistischen Regierung in den 80er Jahren verantwortlich zeichnet, betont den „rein informativen Charakter“ seiner Reise. Nach der serbischen Regierung traf er mit den Regierungen in Kroatien, Slowenien und Montenegro zusammen. In Zagreb und Ljubljana, von wo aus die griechische Balkanpolitik ob ihrer Serbienlastigkeit mit großer Skepsis verfolgt wird, vereinbarte Papoulias den Austausch von Botschaftern. In Montenegro kündigte er die Eröffnung eines griechischen Generalkonsulats an und versprach, das Land dabei zu unterstützen, seine durch das Embargo blockierte Flotte freizukriegen. Das ursprünglich geplante Treffen mit dem „Präsidenten“ der selbsternannten Republik Herceg- Bosna wurde „wegen einer Verspätung“ kurzfristig abgesetzt. Und der vorgesehene Besuch in Sarajevo bei dem Präsidenten der Republik Bosnien, Alija Izetbegović, wegen „technischer Probleme“ verschoben.

Besonders heikel ist für Papoulias die heutige Etappe seiner Reise: Tirana. Gleich nach ihrer Wahl am 10. Oktober hatte die griechische Regierung mehrere Grenzzwischenfälle mit Albanien. Tirana beklagte den Tod mehrer BürgerInnen unter ungeklärten Umständen in Griechenland, und Athen behauptete, eine Angehörige der griechischen Minderheit in Südalbanien sei von Ordnungskräften zu Tode geprügelt worden. Über 2.700 albanische ImmigrantInnen wurden in einer Strafaktion von Griechenland abgeschoben. Hinter dem Konflikt, der, wie zwischen den beiden Ländern bereits mehrfach erprobt, auf dem Rücken der illegalen ImmigrantInnen ausgetragen wurde, verbirgt sich ein jahrzehntealter Streit um die griechische Minderheit in Albanien. Athen behauptet, deren Interessen seien unterdrückt, während Tirana dem großen Nachbarland unterstellt, es hege heimliche Gebietsansprüche auf den Süden Albaniens, der in Griechenland auch heute noch als „Nord-Epirus“ bezeichnet wird.

Mit Argusaugen verfolgt die Regierung in Skopje die Balkan- Mission des künftigen EG-Ratsvorsitzenden Papoulias. Die makedonische Nachrichtenagentur MIC schrieb gestern besorgt, daß sich Milošević und der Grieche einig seien, den zwischen ihren beiden Ländern liegenden, kleinen neuen Staat Makedonien vorerst nicht anzuerkennen.

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