: Ein tankvoll Super
■ Catch-Cup Bremen: Kleine Geschenke erhalten die Feindschaft
Ob es tatsächlich an der ausgelobten Tankladung Superbenzin einer Waller Tankstelle lag? Der kroatische Berufsringer Mile Zrno jedenfalls kam bei der Eröffnung des Bremer Catch-Cups in der Stadthalle 5 am Donnerstag Abend richtig gut in Fahrt. Hiro Yamamoto hieß der Gegner, den das zahlreich erschienene Publikum gleich richtig als Bösewicht erkannte. Demzufolge spendeten die Fans des Berufsringkampfes immer dann mächtig Beifall, wenn der Japaner unter die Räder des Kroaten kam.
Pech für Zrno: Beim Catch zählt nicht nur die Drehzahl, mit der die Kämpen ihre Gegner durch den Ring rollen. Wie im richtigen Leben gibt es auch hier ein paar Regeln, mit denen Raser zur Räson gebracht werden sollen. Manchmal jedoch treffen die strengen Gebote auch den falschen, zumal wenn der Schiedsrichter im Ring Didier Gapp heißt.
Als Zrno den Japaner schon sicher im wohlverschlossenen Schwitzkasten hielt und ihm mit der geschlossenen Hand den Rest geben wollte, verhinderte Gapp mit einer kleinlichen Regelauslegung ein ebenso frühes wie verdientes K.O. Durch die unerwartete Starthilfe des Schiedsrichters zog der Japaner dann nach fünf Runden noch gleich, und jetzt müssen womöglich beide auf halber Strecke verrecken, denn ihr Tank wird nur halbvoll.
Mehr Glück hatte da schon David Taylor, der nach gewonnener Schlacht einen Strauß Blumen sein eigen nennen durfte. Dabei sah es lange so aus, als würde der rasende Mad Bull Buster den Briten aus der Spur werfen. Als der sanfte Taylor unter der Strangulation einer Eisenkette sanft zu verröcheln drohte, winkte der schottische Ringrichter Mick McMichael den Wüterich mit einer roten Karte rechts ran und entzog ihm die Kampferlaubnis für den Abend.
Mad Bull Buster schlich sich wenig später in Zivil an den Ring und half unerlaubter Weise seinem WM-Teamkampfgefährten Larry Cameron. Der sah gegen Rambo schon ein wenig älter aus als er tatsächlich ist. Die Kette, die Buster ihm zugeworfen hatte, verlieh seinen Trommelfäusten einen gewissen Turbo-Effekt. Aber das zählte natürlich nicht, und deshalb tuckerte Rambo nach der fälligen Disqualifikation seines Gegners am Schluß als Sieger aus dem Ring.
Drei Stunden lang hieben die Helden aufeinander ein, und das Publikum erwies sich als durchaus fachkundig und begeisterungsfähig. Hier wurden Sympathieprämien spendiert, dort Geldstrafen der Helden zwischen zehn und zwanzig Mark von den Fans generös beglichen. Anteilnehmende Anfeuerungsrufe wie „ “ und „ „ scheut sich sogar das Druckpapier anzunehmen, so daß wir den geneigten Leser an dieser Stelle auf die nächsten 36 Kampfabende verweisen wollen, an denen er Augen- und Ohrenzeuge dieses einmaligen Schauspiels werden kann. mad
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