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„Wir forschen SIE-mens gesund!“

■ 1.500 Menschen protestierten gegen neues Atom-Ei in Garching

Garching (taz) – Mit einem dreieinhalb Stunden langen Programm aus Reden, Kabarett und Musik hat am Samstag bei winterlicher Kälte die Garchinger Bürgerinitiative gegen das geplante neue Atom-Ei protestiert. 1.500 Menschen setzten sich anschließend zur ersten Demonstration gegen den Atommeiler in Bewegung. Am Zaun des 1957 erbauten ersten Reaktors der Bundesrepublik – des Garchinger Atom-Eis – traten sie für eine Wende in der Forschungspolitik ein. RednerInnen aus Umwelt- und Naturschutzverbänden, Bürgerinitiativen, SPD und Grünen, Kirchen und Gewerkschaften hatten zuvor in ihren Beiträgen, wie der Vertreter Münchens, betont, daß es „nicht um Pro oder Contra Forschung geht, sondern um die Methoden der Forschung“. Garchinger Wissenschaftler hätten mit ihrem Vorschlag, eine Spallationsquelle zu bauen, Alternativen zum Reaktor aufgezeigt.

Auf zahllosen Transparenten wurde die sinnlose Verschwendung von Steuergeldern für den 525 Mio. Mark teuren Reaktor angeprangert. „Wir forschen SIE- mens gesund“, hatte sich eine „Ärztin“ in Anspielung auf geplante medizinische Anwendungen des Reaktors auf ihre Spruchtafel geschrieben. Ein anderer zentraler Punkt der Kritik von UmweltschützerInnen war die mangelnde Sicherheit des Forschungsreaktors. „Über Risiken und Nebenwirkungen informieren Sie Tschernobyl-Opfer“ war auf einem der Spruchbänder zu lesen.

Neben den bekannten Argumenten der mangelnden Sicherung gegen Flugzeugabstürze und der Verwendung atombombenfähigen Urans prangerten mehrere Redner die Vergangenheit der Antragsteller TU München und Siemens an. Die Technische Universität München, die in ihren Veröffentlichungen gerne auf den „35jährigen störungsfreien Betrieb“ des Atom- Eis verweise, verschweige Störfälle, wie die kürzlich bekanntgewordene Verseuchung des Grundwassers mit radioaktivem Tritium aus einem leckgeschlagenen Abwasserrohr des Reaktors. Karl Amannsberger

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