Wozu büßen?

Wie man sich bettet, so büßt man. Und warum eigentlich das ganze Theater? Der erste rein evangelische Bußtag wurde 1532 auf Geheiß des katholischen Kaisers Karl V. „gefeiert“: zur Buße vergattert wurde damals die (protestantische) Reichsstadt Straßburg - wegen der drohenden Türkengefahr.

Doch schon früher waren Fastentage der Buße und des Gebets bekannt, insbesondere in Katastrophenzeiten, bei Mißernten, Seuchengefahr oder spektakulären Himmelserscheinungen (Koalititionsverhandlungen nennen die Chroniken nicht). Die „ordentlichen Bußtage“ als regelmäßig wiederkehrende Darbietung gehen auf den Reformator Martin Bucer (1491-1551) zurück.

Der heutige Buß- und Bettag ist eine Empfehlung der sogenannten „Eisenacher Konferenz“ (ab 1852) der Leitungen der evangelischen Landeskirchen, das Sammelsurium der regional unterschiedlichen Bußtage zu standardisieren: Noch 1878 gab es in 28 deutschen Ländern 47 verschiedene Bußtage an 24 verschiedenen Terminen. Erst seit 1934 wird am Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres (Totensonntag) gefeiert. Und da sage doch noch einer, es gebe keinen Fortschritt. epd