: Geschäftige Gewinnsucht mit Plutonium
■ Flensburg: Britische Zeugen belasten mutmaßlichen Plutonium-Händler
Im Prozeß um illegale Geschäfte mit Plutonium haben zwei britische Zeugen am Montag ihrem Landsmann Albert Norman D. (52) vor einem Flensburger Gericht vorgeworfen, das Geschäft aus reiner Gewinnsucht angezettelt und „nicht die geringsten Skrupel“ wegen der Transaktion gehabt zu haben. Der Angeklagte muß sich vor einer Großen Strafkammer des Flensburger Landgerichts wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz sowie wegen unerlaubten Umgangs mit Kernbrennstoffen verantworten. An dem Geschäft soll der Irak als Endabnehmer beteiligt gewesen sein.
Der 52jährige habe sich „einen Teufel darum geschert, wohin das Material geht“, erklärte ein 54jähriger Journalist vom Massenblatt „Sunday Express“ aus London. Von dem erwarteten Provisionserlös – rund 520 000 US-Dollar – habe sich der 52jährige in Großbritannien einen Bauernhof kaufen wollen. Insgesamt soll es um 80 Kilogramm Plutonium zum Kilopreis von einer Million Dollar gegangen sein. Fest steht bislang, daß der Angeklagte Ende Oktober 1992 eine 0,02 Gramm Plutonium 239 enthaltende „Testprobe“ des Materials für 3500 Dollar an die Engländer verkauft hatte.
Der Angeklagte, der neun Monate in Untersuchungshaft saß, lebte bis zu seiner Festnahme vor einem Jahr in Flensburg. Der 52jährige verteidigte sich bisher, er habe das ihm über einen schwedischen Mittelsmann angebotene Plutonium der atomwaffenfähigen Sorte 239 ausschließlich in Großbritannien angeboten, um es in sichere Hände zu geben.
Der zweite Zeuge, ein britischer Ex-Offizier und Waffenberater, erklärte vor dem Gericht, für ihn sei der handel ein reines Scheingeschäft gewesen. Er sei nur darauf eingegangen, um die Öffentlichkeit für die Gefahr durch illegales Atommaterial aus dem Ostblock zu sensibilisieren. dpa
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