Nie mehr rauchen?

■ Hypnose hilft - nicht nur gegen Süchte

„Haben Sie jetzt Ihre letzte Zigarrette in diesem Jahr geraucht?“ Die Frage des Hypnosearztes bringt mich etwas aus der Fassung. Klar, dieses Jahr wollte ich aufhören, das hatte ich mir zum Jahreswechsel fest vorgenommen. Und das Jahr neigt sich unerbittlich dem Ende zu. Aber jetzt, heute, hier? Schluß für immer???

„Wenn Sie die Entscheidung jetzt nicht treffen können, sollten wir lieber einen neuen Termin ausmachen“, schlägt der Therapeut vor. Nein, das nun auch wieder nicht. Schließlich versuche ich es schon seit längerem vergeblich allein. Also, der Entschluß ist gefaßt, und wir können mit der Übung beginnen.

„Schließen Sie jetzt die Augen, setzen Sie sich bequem hin und atmen Sie mehrmals tief durch.“ Mit freundlicher, eintöniger Stimme beginnt der Hypnotiseur mit den Suggestionen zur Entspannung, und ich gehe langsam in Trance. Nach einiger Zeit hört auch das Zucken der Augenmuskeln auf, es gelingt mir, meinen Körper so zu entspannen, bis er gefühllos wird. Innerlich bin ich aber hellwach und folge der Stimme des Arztes mit gespannter Aufmerksamkeit. Er verarbeitet in seinen Suggestionen Argumente, die wir vorher gegen das Rauchen und für das Nichtrauchen erarbeitet hatten. Bei einer bildreichen Beschreibung der armen Lungenbläschen, die tagtäglich mit einem giftigen, schwarzbraunen Film überzogen werden, kommen mir fast die Tränen. Andere Suggestionen betonen das befreiende Gefühl, das sich mit verbesserter Atmung, Geruchswahrnehmung und Kondition einstellt.

Nach ungefähr zwanzig Minuten ist es vorbei. Schritt für Schritt macht der Therapeut die Tranceinduktion rückgängig. Ich fühle mich wie nach einem Schlaf - etwas steif, aber erholt und entspannt. Der Hypnotiseur empfiehlt mir noch, die Suggestionen täglich mit einer Kassette zur Raucherentwöhnung zu verstärken und entläßt mich dann in die rauhe Wirklichkeit meiner rauchgeschwängerten Arbeitsstätte.

Am ersten Tag geht es noch ganz gut, aber bald folgen die ersten Krisen - jetzt eine Zigarrette!! Aber der Drang ist - anders als bei früheren Entwöhnungsversuchen - nicht unüberwindlich. Der Wille ist gestärkt durch die im Unterbewußtsein verankerten Suggestionen. Selbst in Gesellschaft von Rauchern gelingt es mir, einigermaßen gelassen zu bleiben. Zum Ausgleich gehe ich jetzt lieber mal abends ein Bier trinken, oder zwei. Denn wer will schon hundertprozentig gesund leben?

Bettina Meinecke