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„Ich bin eher ein Kumpel“

■ Bremer nebenan: Horst Franke, Schulhausmeister „von der alten Garde“

Horst Franke ist Schulhausmeister, seit 33 Jahren insgesamt, und damit der Dienstälteste seiner Zunft in Bremen. „Das Ding wird einfach zu groß“, sagt er, und meint das ehemalige Gymnasium, jetzt Schulzentrum Waller Ring mit den weitläufigenm Gängen und 890 SchülerInnen. „Als ich hier anfing, 1975, als Nachfolger meines Vaters, da habe ich, das gebe ich zu, alles an mich gerissen. Ich habe fast alles unter mir, und dafür reicht ja kein Tag.“ Die Kleinen nennen ihm „Onkel Franke“, die Älteren gebrauchen nur seinen Nachnamen und sehen zu, daß er sie nicht erwischt, wenn sie aus der Klasse geschmissen werden. Dann nämlich heißt es: „Ab zum Hofdienst, Müll einsammeln.“

Von meinem Wohnungsfenster aus sehe ich, wie er auf dem Schulhof zwei blonden Mädchen Eimer und Zangen in die Hände drückt und seine energischen Anweisungen gibt. „Ich sorge für Ruhe, Ordnung und Sauberkeit“ - und da gibt es wahrlich viel zu tun: Reparaturarbeiten, Heizungswartung, Putzfrauenabrechnung, Geräte bedienen und hilflose Lehrer in ihren Gebrauch einweisen, Blätter- und Schneeschippen, Schulhefte verteilen, und dabei immer bereit sein für Neckereien mit den SchülerInnen.

„Ich bin einer von der alten Garde, aber die sterben ja langsam aus, 37 Kollegen schon seit 1962. Die jungen Dachse von heute sagen doch: Was willst Du, raus hier! Ich bin eher ein Kumpel.“ Und so ist sein Hausmeisterraum, die „heimliche Chefetage“, auch offen für die Raucher unter den LehrerInnen: „Ich selbst rauche Zigarren, Zigaretten, Pfeife - alles.“

Seine Wohnung, ein flacher Bungalow, steht auf dem Schulgrundstück. Zwei große Wachhunde hat Franke, seit dort vor ein paar Jahren eingebrochen wurde, einen für das Haus, der andere schläft nachts in der Schule. Seine Dienstzeit beginnt am sechs Uhr fünf am Morgen und endet um zehn abends. „Zum Glück liebe ich diesen Beruf, sonst hätte ich schon längst das Handtuch geschmissen.“ Fast die Hälfte der Putzfrauenstellen sind nämlich gestrichen worden, und sein Hilfshausmeister macht oft irgendwo Vertretung.

Die SchülerInnen sind im Laufe der Jahre spürbar agressiver geworden - „vor allem die Mädchen“, sagt er, „die demolieren die Toilettentüren und verstopfen alles mit ihren Binden.“ Für viele Lehrer, meint Franke, ist das heutige Schulleben zu hart: „Nur ein paar Junge, so 40, 45, sind selber hart genug.“ Er selber haut schonmal wütend dazwischen, „natürlich nur mit Worten, ich will die Schüler ja nicht bestrafen. Alles in allem sind sie ja doch ziemlich nett.“

Horst Franke war gelernter Bau- und Kunstschlosser bei Klöckner, aber: „Ich hatte schon immer ein Faible für die Schule, schon als ich ein Junge war und meinem alten Herrn geholfen habe.“ - Nun ist er selber ein alter Herr und sähe es so gerne, daß sein Schwiegersohn seinen Familiennamen in „Franke“ ändert. Wenn der nämlich ebenfalls Hausmeister am Waller Ring würde, dann gäbe es eine „Franke-Dynastie“. Und das wäre recht nach seinem Sinn. Cornelia Kurth

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