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Alcazar stürzt ab

■ Kooperation von KLM, Swiss Air, Austrian Airlines und SAS gescheitert

Berlin (dpa/AP) – Die geplante Fusion der vier Fluggesellschaften KLM (Niederlande), SAS (Skandinavien), Swiss-Air (Schweiz) und Austrian Airlines (Österreich) ist am Wochenende am Nein der Niederländer gescheitert. In einer gemeinsamen Erklärung teilten die vier Unternehmen gestern den Abbruch der sogenannten Alcazar-Verhandlungen mit. Als Grund gaben sie „grundsätzlich verschiedene Ansichten über den künftigen US-Partner“ der geplanten Euro-Luftfahrtgesellschaft an.

„Obwohl bei der Klärung anderer wichtiger Fragen erhebliche Fortschritte erzielt werden konnten, mußten die Partner unglücklicherweise feststellen, daß sie sich nicht auf einen gemeinsamen Partner für den US-Markt einigen konnten“, hieß es.

KLM soll von den drei anderen Gesellschaften nach der letzten Spitzenverhandlung vor drei Wochen vor die Wahl gestellt worden sein, entweder einer Kooperation mit dem US-Partner von Swiss- Air, Delta Airlines, zuzustimmen oder die Fusion abzublasen.

KLM hatte dagegen in der Vergangenheit für rund 450 Millionen Dollar 20 Prozent der notleidenden US-Fluglinie Northwest Airlines erworben. Weiter gegen Alcazar sprach aus Sicht der KLM offenbar, daß der Amsterdamer Flughafen Schiphol seine Bedeutung verlieren könnte.

Zuvor hatte der niederländische Finanzminister Wim Kok angekündigt, seine Regierung werde bei einem Scheitern von Alcazar einer Kapitalstreuung von KLM durch Ankäufe neuer Aktien unterstützen. Wirtschaftsminister Koos Andriessen sagte am Sonntag im niederländischen Fernsehen, KLM werde sich nun nach einem Partner auf dem asiatischen Markt umsehen und im übrigen versuchen, selbständig die Rolle einer internationalen Gesellschaft weiterzuspielen.

In Skandinavien gilt es als sicher, daß SAS-Chef Jan Carlzon nun seinen Hut nehmen muß. In Österreich nannte AUA-Aufsichtsrat Rudolf Streicher im Fernsehen die Möglichkeit eines Zusammengehens mit der Lufthansa unter Einschluß von Swiss-Air „eine sehr, sehr günstige Lösung“. LH-Vorstandsmitglied Hemjö Klein hatte erst am vergangenen Mittwoch erneut öffentlich für eine enge Kooperation mit AUA plädiert.

Beobachter wiesen aber darauf hin, daß ein Kooperationsangebot der Lufthansa bis Ende Oktober befristet war. Skeptisch über eine Beteiligung von Swissair äußerte sich auch Ex-Rennfahrer Niki Lauda als Chef der kleineren österreichischen Fluggesellschaft Lauda Air.

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