Razzia auf Großbaustelle

■ Suche nach Schwarzarbeitern in La-Fayette-Baugrube: mehr als die Hälfte illegal beschäftigt / Trotzdem Enttäuschung bei der Abteilung "Illegale Beschäftigung"

Schlechtwettergeld bekommen sie nicht, die Bauarbeiter der Friedrichstadtpassagen. In der Baugrube neben dem Deutschen Dom wird trotz Neuschnee gearbeitet: Bei sechs Grad unter Null schippen die Arbeiter Schnee. Sie kommen aus Rumänien, Portugal, Rußland, Ex-Jugoslawien und den neuen Bundesländern. Und viele arbeiten schwarz, denn die Bauunternehmen Strabag, Dybidag und Maculan scheinen die luxuriösen Einkaufspassagen nur mit billigen Tagelöhnern errichten zu können.

Gestern morgen, halb elf: Mehr als hundert Polizisten, Zollbeamte und Beamte des Landesamtes für Arbeitsschutz umstellen die Baustelle. Sie suchen Schwarzarbeiter. Frank Brandes, Leiter der Abteilung „Illegale Beschäftigung“ beim zuständigen Landesarbeitsamt III, ist etwas enttäuscht: „Gestern bei unserem Kontrollgang haben hier noch mehr gearbeitet.“

Ein Aufsichtsbeamter des Landesamtes für Arbeitsschutz hat einen deutschen Baustellenleiter gefunden. Statt Arbeitsschuhe trägt er billige Jogging-Schuhe. Der Beamte belehrt ihn: „Sie wissen, daß es verboten ist, Baugerüste mit Kränen zu versetzen. Außerdem ist das Gerüst voller Glatteis.“ Mit ruhiger Stimme sagt er dem Baustellenleiter kurz darauf: „Mit diesen Schuhen möchte ich Sie nicht mehr auf der Baustelle sehen. Gehen Sie doch rauf, kostet das 2.000 Mark Strafe.“

Nach drei Stunden haben die Beamten die 138 Bauarbeiter vernommen. 57 von ihnen beziehen Arbeitslosen- oder Eingliederungsgeld (für Menschen aus ehemaligen GUS-Staaten). Außerdem arbeiten vier Polen und vier Sozialhilfeempfänger illegal auf der Baustelle. Bei zehn weiteren Arbeitern muß noch die Herkunft geklärt werden.

Die bundesweite Aktion sollte vor allem „präventiven Charakter“ haben, betont Frank Brandes. Rund 250.000mal wurde 1992 in Deutschland wegen illegaler Beschäftigung ermittelt. Die Zahl der Verfahren steigt ständig. Während die Arbeiter aus Osteuropa abgeschoben werden, kann den Arbeitgebern nur selten Verschulden nachgewiesen werden. „Die großen Unternehmen beschäftigen Subunternehmer. Das geht oft bis in die siebte Kette. Und der letzte in der Kette kann dann nur noch durch illegale Arbeit verdienen“, sagt Frank Brandes, und dabei hört er sich ein wenig resigniert an. Nils Klawitter