: Wie die Kirchenmaus
■ Kirchenaustritte und Sparhaushalt
Die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche in Hamburg und Schleswig-Holstein steht unter enormem Spardruck. Für einen ausgeglichenen Haushalt 1994 müsse sie, so Kirchenamtspräsident Klaus Blaschke, auf die letzten Finanzreserven zurückgreifen: „Wir werden froh sein, wenn wir die bisherigen Aufgaben fortschreiben können und ohne Entlassungen auskommen.“
Die Kirchenleitung, die am Donnerstag in Kiel den Haushaltsentwurf in erster Lesung verabschiedete, rechnet bei einem Gesamtetat von etwa einer Milliarde Mark erneut mit Kirchensteuereinnahmen von 721 Millionen Mark.
Als Gründe für den realen Einnahmenrückgang nannte der Vorsitzende der Kirchenleitung, der Lübecker Bischof Karl Ludwig Kohlwage, die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung und die anhaltend hohe Zahl der Kirchenaustritte.
1992 haben 40.056 Menschen der Nordelbischen Kirche den Rücken gekehrt, davon 18.569 in Hamburg. Dem standen 8.000 Kircheneintritte gegenüber, eine Zahl, die seit 1985 in etwa konstant ist. Die Mitgliederzahl liegt derzeit bei 2,6 Millionen. Die meisten Austritte hat der Hamburger Kirchenkreis Niendorf zu verzeichnen: Hier lag die Quote bei 2,3 Prozent.
Für Bischof Kohlwage ist die hohe Zahl von Austritten ein Zeichen für eine „bedauerliche Form der Entsolidarisierung“. Für die Kirche „ist der Fortgang jedes Einzelnen schmerzlich“, nicht nur wegen der „finanziellen Komponente, aber selbstverständlich gibt es die auch“.
Wegen des Sparzwangs denkt die Nordelbische Kirche auch an die Aufgabe ganzer Gremien und an die Verkleinerung der Synoden. Außerdem müsse an den Stellenplan herangegangen und jede freiwerdende Stelle auf Notwendigkeit überprüft werden. „An die Grundsubstanz der Gehälter werden wir aber nicht herangehen“, versicherte Bischof Kohlwage. smv
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