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In dieser kalten Zeit

■ Neu aus Bremen: „Sketches of Babylon“, eine CD von „Taras Bulba“

“...Er schaute über die Zinnen zu seinem Dorf hinab, und er erschrak. Es war dreckig, grau, es stank zu ihm herauf...Und er verstand, was sein Spiegelbild ihm mitteilen wollte: Er beugte sich vor und sprang.“ Eigentlich hatte der Junge nur seinen Ball wiederholen wollen. Das Ende eines Märchens, das Ende einer CD. Das Stück heißt Die Wahrheit, die Disc heißt Scetches of Babylon, der Name der Band ist Taras Bulba.

Bremen hat quasi Weltniveau erreicht mit dieser neuen in der Nähe von Syke produzierten CD. Weltmusik ist drauf, Klangbilder und Gesänge aus beinahe allen Kontinenten. Und scheinbar auch aus allen Zeiten. Taras Bulba, das sind der Bremer Tom Redecker, sonst Teil des Duos „The Perc Meets The Hidden Gentleman“, und der Ex-“Grobschnitt“- Keyboarder Robin Carrs. Ihm gehört auch das Studio auf dem Lande.

44 Minuten lang kann man sich mit Scetches of Babylon auf eine musikalische Reise begeben. Und die Sängerinnen Angelina Giampetro, Lea Doit und Meike Lambertus geben den mystischen, manchmal melancholischen Liedern einen unverwechselbaren Klang. Barune, im Untertitel „Mystic Fog“, ist so ein Beispiel: arabische Gesänge vor dem Hintergrund eines pulsierenden Rhythmus.

Carrs und Redecker bezeichnen ihr Werk selbst als „Maschinenmusik“, was es zum großen Teil auch ist. Aber die Verbindung von Samples und Tastentönen mit der menschlichen Stimme verleiht der CD trotzdem Wärme und Charme. Die vielen Geräuscheffekte, übrigens einer „Sound-Library“ entnommen, verstärken diesen Eindruck noch. Da erklingen Buschtrommeln, werden tibetische Klangkörper angeschlagen.

Die Scetches of Babylon werden wir live kaum zu hören kriegen, der Aufwand ist zu groß. Schade, denn mit ein paar Gastmusikern würde sich das bestimmt bombastisch anhören. Das Konzept von Taras Bulba ist jedenfalls aufgegangen. Eine ziemlich warme Platte für kalte Abende. Cool J.F.

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