: Ruhe im DeTeWe-Betriebsrat
■ Streit unter Mitgliedern vor dem Arbeitsgericht beigelegt
Manche Konflikte bedürfen erst der Autorität eines Gerichts, um endgültig beigelegt zu werden. So auch ein langwährender und skurriler Streit im Betriebsrat der Deutschen Telephon Werke AG und Co (DeTeWe), der gestern vor dem Arbeitsgericht mit einem Vergleich endete. Eine Mehrheit des Betriebsrats im Kreuzberger Unternehmen hatte versucht, das Mitglied S. ausschließen zu lassen. Er habe, so hatte es während der ersten Verhandlung im August geheißen, seine gesetzlichen Pflichten als Betriebsrat nach Paragraph 23 des Betriebsverfassungsgesetzes „grob verletzt“ (siehe auch taz vom 10. und 11. August 1993).
Hintergrund des Konflikts sind seit längerem schwelende persönliche und inhaltliche Differenzen innerhalb des 19köpfigen Gremiums, das mehrheitlich von der IG- Metall (IGM) dominiert wird. S., selbst in der Metallergewerkschaft, wurde vorgeworfen, andere Betriebsratsmitglieder rüde beschimpft zu haben. Gestern einigten sich nun der Betriebsrat, DeTeWe und S. auf den Abdruck einer Erklärung in einer Sonderpublikation für die Belegschaft. Darin entschuldigt sich S. für sein bisheriges Verhalten und gelobt, künftig den „Ton im Interesse einer sachlichen Bewältigung“ der Betriebsratsarbeit zu ändern. In die Auseinandersetzungen bei DeTeWe wandten sich mittlerweile sogar einige Betriebsratsmitglieder an den IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und forderten den Ausschluß von S. und zwei seiner Mitstreiter aus der Gewerkschaft. Die IG-Metall-Verwaltungsstelle Berlin ihrerseits warf in einem Flugblatt der Betriebsratsmehrheit vor, sich „leider nur durch zunehmende Streitereien“ hervorgetan zu haben. Unterdessen sind der Betriebsratsvorsitzende Thomas Grein – dem von Kritikern ein zu nachsichtiges Verhalten gegenüber der Unternehmensleitung vorgehalten wurde – und sein Stellvertreter aus der IG Metall ausgetreten. Gegenüber der taz erklärte Grein gestern, die Gewerkschaft habe die dreiköpfige Gruppe um S. stets besser beraten. Im Frühjahr dürfte die Krise im Betriebsrat – die sich vor zwei Jahren sogar in Handgreiflichkeiten entlud – beendet sein. Dann nämlich stehen dort Neuwahlen an. Severin Weiland
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