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Christoph Daum läßt die Sau raus

■ Der Machtkampf zwischen Trainer und Manager beim VfB Stuttgart eskaliert

Stuttgart (dpa) – Christoph Daum hat sein Schweigen gebrochen. „Ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich nicht mehr alles in mich hineinfressen wollte“, begründete der Trainer des VfB Stuttgart seine jüngste Attacke gegen Manager Dieter Hoeneß. Wochenlang hatte sich Daum zurückgehalten und den Schulterschluß im Verein proklamiert. Doch jetzt platzte ihm der Kragen. „In einigen Bereichen sind Dieter und ich nicht mehr deckungsgleich. Und wenn in gewissen Dingen kontraproduktiv gearbeitet wird, kann es in der Bundesliga nicht klappen.“

Daums Kritik an Hoeneß offenbart die Kluft, die sich seit einem halben Jahr zwischen Trainer und Manager aufgetan hat. Bis zum Gewinn der Meisterschaft waren beide noch ein Herz und eine Seele; doch der verhängnisvolle Fehler von Leeds, an dem beide Schuld hatten, entzweite das Duo. Hoeneß warf dem „Lautsprecher der Liga“ vor, zu exponiert aufzutreten und an keinem Mikrophon vorbeizukommen. Gegen seine Überzeugung nahm sich der Trainer daraufhin zurück. Dies beklagt er heute: „Ich habe damit meinen Weg verlassen, und ich war nicht mehr der alte Daum.“ Damit sei jetzt aber Schluß.

Zugleich vermißt Daum („in den Kleinigkeiten liegt bei uns der Hase begraben“) von seinem Manager die Rückendeckung. Nicht die feine Art war es, daß Hoeneß wiederholt einen Journalisten als Sprachrohr benutzte, um Negatives über Daum zu lancieren. Mehr noch – hinter Daums Rücken verhandelte Hoeneß mit anderen Trainern und wurde dafür von Präsident Mayer-Vorfelder zur Rede gestellt. „Es ist doch nicht akzeptabel, daß seit einem halben Jahr alle möglichen Trainernamen gehandelt werden“, beklagt Daum fehlendes Vertrauen. Höhepunkt des Machtkampfes war am Wochenende die Aussage des Managers, es sei für den VfB besser, wenn Daum endlich gehe.

Dies rief den Trainer auf den Plan. „Ich bin für viele Dinge an die Wand genagelt worden. Aber ich habe es nicht nötig, nur die Faust in der Tasche zu machen“, sagt er. Für die sportliche Bilanz, die nicht stimme, übernehme er die Hauptschuld. „Aber“, so Daum, „Dieter darf nicht so tun, als habe er mit dem Sport beim VfB nichts mehr zu tun.“

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