: SPD-Basis weist linken Großvater ab
■ Kein Comeback für den Schmidt-Gegner Erich Meinike
Oberhausen (taz) – 1982 zeigte ihm die Oberhausener SPD die rote Karte. Vom Parlament mußte Erich Meinike nach 12jähriger Abgeordnetenzeit wieder in die Oberhausener Amtsstube wechseln. Ganz unerwartet kam diese Strafaktion der Partei für Meinike, zeitweise Sprecher der SPD-Linken in Bonn, nicht. Immer wieder hatte er zusammen mit Manfred Coppik, Klaus Thüsing, Karl-Heinz Hansen und Dieter Lattmann dem SPD-Kanzler Helmut Schmidt die Zähne gezeigt. Beim Vermögenssteuergesetz scherte Meinike aus der Schar der Jasager ebenso aus wie beim Kontaktsperrengesetz oder dem Nato-Doppelbeschluß. Der knorrige Abgeordnete widerstand dem innerparteilich grassierenden Konformismus auch dann noch, als bei vielen SPD-Linken das „Verbiegen“ längst Konjunktur hatte.
Für sich beharrte der sich selbst „als leidenschaftlicher Streiter für die Interessen der breiten Bevölkerung“ sehende Politiker darauf, „dat dat Kreuz gerade bleibt“. In Oberhausen sorgte diese Überzeugungstreue für seinen Sturz. An seiner Stelle gewann ein braver Parteisoldat das Bonner Parlamentsticket.
Jetzt wollte es der inzwischen pensionierte 64jährige Großvater noch einmal wissen. Weil die Bonner SPD-Fraktion in den vergangen Jahren „eine Politik der Anpassung und des Hinterherlaufens praktiziert hat“, stieg er noch einmal in den Ring. Doch der Versuch, ganz im Sinne der Bundespartei, auch vor Ort mit Hilfe einer „konsultativen Mitgliederbefragung“ die Karten neu zu mischen, mißlang. Bei einer Wahlbeteiligung von 27 Prozent votierten nur 385 SPD-Mitglieder für Meinike. 603 entschieden sich dagegen für den bisherigen Abgeordneten Dieter Schanz, der in der Bonn-SPD- Fraktion zum rechten Seeheimer Kreis zählt und die Gewähr dafür bietet, niemals vom Weg des sozialdemokratischen Traditionalistenvereins abzuweichen.
Am Montag abend, als die Entscheidung in der Oberhausener Stadthalle fiel, fuhr ein Vertreter der „Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen“ (AFA) noch einmal schweres Geschütz aus der jüngeren Geschichte gegen Meinike auf: Der Ex-Abgeordnete sei mitverantwortlich an der aktuellen arbeitnehmerfeindlichen Politik der Bonner Regierung, denn „du gehörst zu denen, die dafür gesorgt haben, daß Helmut Schmidt abgewählt worden ist“.
Ein anderer Genosse, wie Meinike ebenfalls schon sehr angegraut, empfahl dem 64jährigen, in Oberhausen zu bleiben und den „Großvaterpflichten“ nachzukommen. Am Ende reichte es für ein Comeback des linken Flügelmannes nicht. Da half auch das leidenschaftliche Plädoyer jenes Genossen nicht, dem das Flügelschlagen im Sinne Meinikes für den Auftrieb der SPD wesentlich tauglicher erschien, als die vielen SPD- Vögel „mit gestutzen Flügeln“. Walter Jakobs
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