: Betr.: "Geld muß stinken", taz vom 23.11.93
Habe ich mich gefreut, diesen Artikel über Geldwesen und Volkswirtschaft zu lesen! Ein Autor, der auf diesem Gebiet einen Durchblick hat, wie wenige in Deutschland. Er schneidet ein Problem an, das weitgehend in die Ecke gedrängt und verdrängt wird, von dem ich seit Jahrzehnten in großen Tageszeitungen nichts gelesen habe.
Dabei sind die Tatsachen mit gesundem Menschenverstand verhältnismäßig leicht zu erkennen. Die Halter der großen Vermögen werden deshalb immer reicher, weil die vielen Normalverbraucher für die ohnehin Reichen die Zinsen verdienen. Und die Reichen verknappen ein nicht vermehrbares Gut, Grund und Boden, und werden noch einmal unverschämt reicher. Und kontrollieren Wirtschaft und Staat. So haben sich das die Mütter und Väter des Grundgesetzes nicht vorgestellt, als sie im Artikel 2 formuliert haben: Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit. Jetzt dagegen haben viele Menschen, ich denke vor allem an die Arbeitslosen, kaum noch Möglichkeiten, ihre Persönlichkeit zu entfalten. Und das in einem Land, das insgesamt unwahrscheinlich reich ist. Die Fachleute mit Durchblick sagen dazu, die untragbaren Unterschiede zwischen Reich und Arm werden gerade durch die großen Vermögen an Geld und Immobilien verursacht.
Die Entwicklung muß bei der gegenwärtigen Konstruktion des Geldwesens so verlaufen, sagen Silvio Gesell und andere. Die öffentliche Einrichtung des Geldes, die fast alle staatlichen und privaten Handlungen durchdringt, kann nur dann bestens funktionieren, wenn die Verfügbarkeit des Geldes etwa gleich bleibt. Tatsächlich aber werden nach der gegenwärtigen Rechtsauffassung (in „Das Geldsyndrom“ von Helmut Creutz, Seiten 399-402) Geldscheine auch als privates Eigentum angesehen, die gehortet werden dürfen. Und das gehortete Geld wird nur gegen Zinsen an Schuldner verliehen. Die Knappheit wird von wenigen gesteuert. Als Folge müssen fast alle Menschen der Welt und die Umwelt und unsere Kinder unter dieser Mißwirtschaft leiden. Daß die Berliner Künstlergruppe und der Autor darauf hingewiesen haben, dafür gebührt ihnen größter Dank. Klaus Bruger, Luttenwang
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