■ Mit Großbanken auf du und du
: Krisengewinnler

Berlin (taz/dpa) – Die Wirtschaft liegt darnieder, und die Großbanken schwingen sich von Rekord zu Rekord. Die Dresdner Bank meldete gestern, daß in den ersten zehn Monaten 1993 das Betriebsergebnis (das Saldo aus Betriebseinnahmen und -ausgaben) gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr um 16,2 Prozent auf 1,6 Milliarden DM gestiegen ist, das Geschäftsvolumen kletterte um 11,3 Prozent auf 371,6 Milliarden Mark.

Nimmt man nur die Dresdner Bank AG in Deutschland ohne Beteiligungen in In- und Ausland, so ergibt sich ein Rekordzuwachs von 34 Prozent auf 1,1 Milliarden DM. Die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank verzeichnet ebenfalls immer schneller kletternde Gewinne. Das Betriebsergebnis kletterte um 28 Prozent auf 826,4 Millionen Mark.

Die Hausse an den Börsen trug kräftig zum Bankenboom bei. Die Banken betreiben nämlich selbst lukrative Aktiengeschäfte. Zudem verdienen sie an den Geschäften anderer: Die Hypo-Bank zum Beispiel erzielte bei den Provisionen einen Überschuß von 731 Millionen Mark, 26,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Serie von Zinssenkungen, die die Bundesbank in den letzten Monaten vorgenommen hat, kam den Finanzhäusern dabei sehr zupaß. Sie können ihr Geld bei der Zentralbank nun billiger bekommen, und für Spareinlagen zahlen sie niedrigere Zinsen. Zugleich geben sie die Zinssenkungen aber an ihre Kreditnehmer kaum weiter.

Die zunehmenden Pleiten der von der Krise gebeutelten Unternehmen brauchen die Banken somit nicht zu fürchten. Sie haben ja nun genug Geld zur Risikovorsorge. So hat die Dresdner Bank 1993 die Risikovorsorge um 24 Prozent auf 1,25 Milliarden DM aufgestockt.

Zudem sind die Banken, die sich durch großzügige Kredite an die Entwicklungsländer in den achtziger Jahren heftig die Finger verbrannt hatten, bei der Kreditvergabe außerordentlich vorsichtig geworden. So vorsichtig, daß viele, zumal kleine und mittlere Betriebe kaum noch an Kredite herankommen können. Die Banken erachten das Risiko gerade in der Krise als zu hoch. Zudem bringen die Zinssenkungen der Bundesbank der Wirtschaft gar nichts, wenn die Geschäftsbanken diese Kostensenkungen nicht weitergeben.

Warum sollten die Banken sich auch im Kreditgeschäft aus dem Fenster heraushängen, wo sie doch an den boomenden Börsen viel leichter Gewinne machen können. Die Dresdner Bank schaffte beispielsweise beim Eigenhandel mit Wertpapieren ein Plus von 130 Prozent. lieb