Krankenversicherungskarte light

■ DAK-Vertreterversammlung: Ärger über „AOK-Notopfer

Noch ein Plastikkärtchen mehr werden demnächst die Versicherten der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) mit sich herumtragen. Ab Juli '94 werden an die 240.000 Hamburger Mitglieder maschinenlesbare Krankenversichertenkarten ausgegeben, kündigte die DAK-Geschäftsführung gestern in Hamburg auf ihrer Vertreterversammlung an. Die Karte enthält Name, Alter, Versicherungsnummer und -status, nicht, wie ursprünglich angedacht, Krankendaten und ärztliche Diagnosen. Da hatte der Bundesdatenschützer sein Veto eingelegt.

Für einigen Aufruhr sorgte gestern der durch das Gesundheitsstruktur-Gesetz ab dem 1. Januar vorgeschriebene Risikostruktur-Ausgleich. Dadurch sollen finanzielle Ungleichheiten zwischen den verschiedenen Kassen - unterschiedliches Einkommen, Altersstruktur und Familiengröße der Mitglieder - ausgeglichen werden. Die DAK werde in erster Linie zu Gunsten der schwächeren AOK „kräftig zur Kasse gebeten“, klagte Vorstands-Vorsitzender Felix Fleischer und taufte den Strukturausgleich zum „AOK-Notopfer“ um.

„Neue Ungerechtigkeiten“ befürchtete auch DAK-Geschäftsführer Hansjoachim Fruschki: „Wir gleichen aus, und das führt zu Reichtum bei Ortskrankenkassen in Ostfriesland.“ Die könnten das viele Geld gar nicht ausgeben. In Hamburg hingegen seien die Ausgaben der Kassen aufgrund der vielen Krankenhäuser und der hohen Ärztedichte höher als beispielsweise an der Küste. Während die DAK mit bundesweit einheitlichem Beitragssatz die hohen Ausgaben in den Großstädten intern ausgleiche, kassiere die AOK in Hamburg einen deutlich höheren Beitragssatz als beispielsweise in Friesland, bemängelte Fruschki. Die Ortskrankenkassen sollten erstmal für Ausgleich zwischen den Regionen sorgen, bevor sie Risikostruktur-Ausgleich kassieren.

„Das konnten wir gar nicht“, verteidigt auf taz-Anfrage Sprecherin Ulrike Zeising die AOK, eine bundeseinheitliche Ortskrankenkasse habe der Gesetzgeber bislang nicht ermöglicht. Aber ab Januar würden die regionalen Krankenkassen fusionieren, in Schleswig-Holstein zu einer einzigen Kasse mit landesweit einheitlichem Beitragssatz, in Niedersachsen zu drei Kassen. Nur in Hamburg, zugleich Land und Stadt, bliebe zunächst alles beim alten. Zeising: „Das muß auf Dauer auf einen Nordverbund hinauslaufen.“ VM