: Fest der Düfte – mit Kopf und Herz
■ Der Mythos des lieblos erstandenen Zweitgeschenks: Das typgerechte Parfum für jede Stimmung
Wem kein besseres Weihnachtsgeschenk einfällt, der schenkt Parfum? Kauft es womöglich noch am Heiligabend kurz vor Geschäftsschluß? Weit gefehlt, behauptet jedenfalls die Geschäftsführerin der Parfümerie Yaska in der Obernstraße: „Sie müßten sich mal anschauen, wie liebevoll und mit welch innerer Euphorie die Leute das Parfum aussuchen und die richtige Duftnote abwägen“, sagt Barbara Dahlweg. Parfum, das ist für sie ein ganz persönliches Geschenk – „und der persönliche Duft, der gehört heute doch einfach dazu.“ Es seien eher Ästheten als miefige Ehemänner, die zum gestylten Glasfläschchen greifen.
Viele erstehen allerdings entweder zum Parfum, das Tante Erna schon seit 20 Jahren benutzt, oder zum neuesten Trendduft – wurscht, ob der französische, blumige Klassiker zur Beschenkten nun paßt oder nicht. Und: „Einfach ein Parfum zu kaufen, weil der Flacon schön ist, das macht man einfach nicht.“ Typenberaterin Katrin Paul widerstrebt diese Art des Einkaufens zutiefst. Barbara Dahlberg wiederum könnte das auch schon mal passieren – „und dann mag man den Duft auf einmal!“ Die psychologischen Verstrickungen sind offenbar vielfältig, der nächste Fettnapf nicht weit: nicht nur, da die passend duftende Bodylotion heutzutage einfach dazugehört. Auch für die Herren, deren Finger immmer wieder im Tiegel der Damen landeten – die Zeiten sind vorbei. Doch zurück zum Parfum.
Die meisten schnuppern vor dem Kauf zumindest einmal flüchtig an der Kreation – doch selbst wenn sich z.B. auf dem Weihnachtsmarkt zwischen Bratwurst, Champignonpfanne und Glühwein noch grob eine Duftnote feststellen läßt, besagt dies noch lange nichts über die Tauglichkeit des Geschenkes. Zunächst einmal ist nämlich die Herznote zu bemerken, so der Fachausdruck für den Duft, den ein Parfum zuerst abgibt. Dieser muß keineswegs dem anhaltenden Duft entsprechen, zumal der von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Ein bißchen Geduld ist also nötig, um wenigstens auch die Kopfnote beurteilen zu können. Bei einer guten Beratung wird dazu das besprayte Tuch etwas hin- und hergewedelt; am Menschen entfaltet sich dieser Geruch erst nach einer halben Stunde. Doch letztlich sind weder Herz noch Kopf entscheidend: was bleibt, ist die Basisnote, und mit dieser müssen sich die Beschenkten mitsamt ihrer Umwelt wohlfühlen.
„An einem warmen Tag wäre ein schweres Parfum unerträglich“, so Katrin Paul. Jetzt, während der kalten Tage, entsprächen schwerere Düfte sehr viel eher der persönlichen Stimmung. Frauen, zu denen ein solch süßer oder würziger Duft besonders gut paßt – meist dunkle Typen – heißen deshalb im Fachjargon „Wintertypen“. Im Gegensatz zu den eher hellhäutigen Sommer- und Frühlingstypen“, die leichte, blumige Parfums bevorzugen. Der Trend: Für jede Stimmung ein anderes Parfum. Also wird wohl auch das im Kaufhaus kurz vor der Bescherung erstandene Düftchen irgendwann mal passen...
C. Arns / skai
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen