: (Nicht) auf dem Holzweg
■ Heizen mit Holz ist beliebt / Abgase bringen Kachelöfen in Verruf
Auf dem Wohnzimmerboden liegen die Kacheln so ausgebreitet, wie sie den mächtigen Ofen später verkleiden sollen. Sorgfältig wurden die Farbschattierungen der extra für diesen Ofen angefertigten Kacheln aufeinander abgestimmt. Was jetzt noch wie ein formloses, tonnenschweres Monster erscheint, wird bald zum Schmuckstück des Hauses werden. Mindestens 10.000 Mark muß ein Kunde für einen behaglich wärmenden Kachelofen anlegen. Nachbarn ist oft unbehaglich zumute, wenn ihnen der Dreck aus älteren Anlagen entgegenbläst: Im Vergleich zu Gas emittieren sie bis zu 2.000mal mehr Kohlenmonoxid (CO), 60mal mehr giftige Kohlenwasserstoffe und jede Menge Ruß. Vielerorts darf Holz deshalb allenfalls gelegentlich verfeuert werden.
In neueren Geräten wird Holz sauberer verbrannt. Wurden bei älteren Ofenkonstruktionen die aus verschiedenen Schritten bestehenden Abläufe bei der Holzverbrennung noch nicht berücksichtigt – 70 Prozent der Energie steckt in den gasförmigen Anteilen des Holzes, die bislang nicht völlig verbrannten und dadurch den Dreck verursachten; sie wurden nicht heiß genug und bekamen nicht genug Luft, wenn die ganze Ladung in einer Brennkammer und auf einen Schlag verheizt wurde – bauen die Hersteller in Kamine und Kachelöfen jetzt eine sogenannte Nachbrennkammer ein. Zudem wird der Feuerraum mit Spezialschamottesteinen ausgekleidet, um eine größere Hitzeentwicklung zu ermöglichen. Außerdem führen sie die Luft mit immer aufwendigeren Systemen gezielt in den einzelnen Phasen der Verbrennung zu.
So kommt Thomas Launhardt, der in Weihenstephan die Ergebnisse dreijähriger Praxistests an 40 handelsüblichen Holzöfen auswertet, zu dem Schluß, daß Kachelöfen und Heizkamine heute nur noch ein Dreißigstel des Kohlenmonoxids und ein Zehntel der Kohlenwasserstoffe ausstoßen wie in den Siebzigern. Die kleinen Öfen bleiben damit um die Hälfte unter den Grenzwerten des Bundesimmissionsschutzgesetzes, die für die größeren Holz-Zentralheizungen gelten.
Wer sich einen Brennofen anschaffen will, sollte sich vom Hersteller bestätigen lassen, daß der Heizeinsatz den Emissionsanforderungen der Stadt Stuttgart oder des österreichischen Bundeslandes Steiermark entspricht – die haben momentan die strengsten Grenzwerte für Kachelöfen. Zudem sollte man das dazugehörige Brennholz immer trocken verbrennen. Abfälle wie leere Milchtüten dürfen nicht verwendet werden, auch nicht „zum Anzünden“.
Informationen und Herstellerverzeichnisse bei der CMA, Koblenzer Straße 148, 53177 Bonn, Tel. 0228/84 73 00. ÖTM
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