Behinderte verhüten?

■ Veranstaltung zur Euthanasie-Debatte geht weiter

Bremen 1993. Ein Rollstuhlfahrer wird auf offener Straße angepöbelt und bedroht. Sprüche wie „damals wärst du vergast worden“ sind wieder populär. Im November 1989 ensteht ein „Fehlbildungsregister“ in Mainz. Mit den Daten von über 40.000 Neugeborenen und deren Eltern soll eine Statistik zwecks „Verhütung fehlgebildetes Leben“ entstehen. Immer häufiger wird in der aktuellen Sozialhilfediskussion/und Sozialabbau von kaum aufzubringenden Kosten der Alters- und Behindertenbetreuung gesprochen. Parallel dazu läuft wieder die Diskussion über Sterilisation-und Sterbehilfe an.

Bremer WissenschaftlerInnen und VertreterInnen von Behindertenverbänden schlagen Alarm: Georg Feuser von der Uni Bremen, Doris Galda und Gerhard Iglhaut von der LAG Bremen planen eine Veranstaltung, in der es genau um die schleichende Akzeptanz von Euthanasie gehen soll. Alte und Behinderte werden öffentlich in der Bevölkerung zu Schmarotzern der Gesellschaft degradiert, sagen die VeranstalterInnen.

Ein Wortführer in der Euthanasiedebatte ist der australische Moralphilosoph Peter Singer,der schon seit einigen Jahren von „gerechtfertigter Tötung bzw. Euthanasie lebensunwerter Menschen“ spricht. Lebensunwert sind für Singer Menschen, die körperliche Schmerzen, fehlendes Selbstbewußtsein und fehlende Freude vorweisen.

Um Fehlinformationen und Bedrohungen gegenüber Behinderten geht es in der Diskussionsrunde am Samstag um zehn im Bürgerhaus Weserterrassen. Schon einmal hat die LAG Behinderte eine Veranstaltungsreihe zum Thema organisiert. Zu der ersten Reihe ist nun eine Dokumentation erschienen, erhältlich bei der LAG, Waller Heerstr. 55.

A.R.