Winzig, zahlreich und mit einem Hang zur Gemütlichkeit: Hausstaubmilben auf dem Vormarsch

Alleine im Bett? Niemals! Auch wenn kein Mensch neben Ihnen liegt, Sie schlafen mit Millionen von Hausstaubmilben. Die rund 0,3 Millimeter großen Tierchen lieben genau die Wärme und Feuchtigkeit, die auch Menschen bevorzugen. Auch im Teppich, in Gardinen oder in Büchern finden sie die Nahrung, die sie brauchen: kleinste Hautschüppchen, Haar-Reste und andere organische Mikro-Partikel. Pro Tag schilfert ein Mensch circa ein Gramm Haut ab - davon können 1,5 Millionen Milben leben.

Der Kot der Milben löst inzwischen bei über vier Millionen Menschen in der BRD eine Hausstauballergie aus. Einen AllergikerInnen-Zuwachs von 30 Prozent pro Jahrzehnt prophezeite jüngst der Berliner Allergologe Ulrich Wahn auf einer Hamburger Allergiker-Tagung. Besonders Kinder und Jugendliche seien immer häufiger betroffen. Der sogenannte Milchschorf sei ein erstes Anzeichen für eine große „Allergiker-Karriere“.

Die Entwicklung einer solchen Übersensibilität für bestimmte Stoffe hängt zum einen von der familiären Veranlagung ab, zum großen Teil aber auch vom Kontakt mit Allergie-auslösenden Stoffen. Die Folgen sind ständig triefende Nasen, geschwollene Augen, Ekzeme oder Asthma. Die Betroffenen sind nicht in der Lage, selbst ihr Bett zu beziehen oder staubzusaugen. Büros und Wohnstuben sind ihnen ein Greuel. In der Regel müssen sie zudem in karg eingerichteten Räumen leben, um den Milben ihre bevorzugten Nistplätze - Textilien und andere Staubfänger - zu nehmen.

Meist wird den allergischen Symptomen mit Medikamenten zu Leibe gerückt. Elke Alsdorf vom Deutschen Allergie- und Asthmabund rechnet damit, daß im Durchschnitt für Arzneimittel rund 200 Mark pro Monat ausgegeben werden müssen. Eine andere Möglichkeit zur Allergie-Bekämpfung liegt in der Vermeidung derjenigen Stoffe, die sie auslösen.

Bei der Hausstaub-Allergie heißt das: Die Milben müssen vergrault werden. Sie mögen weder trockene und gut gelüftete Räume noch Plastik. Die Bettwäsche und die Inlets sollten aus kochfesten Synthetik-Fasern sein, denn kochendes Wasser tötet die Parasiten ab. Nach einem Urteil des Berliner Sozialgerichts (AZ: S 75 Kr 367/92) gilt solche Bettwäsche als Heilmittel; die Anschaffungskosten müssen von der Krankenkasse übernommen werden. Annette Bolz