IM Sekretär bestätigt das Stasi-Geschenk

■ Präsente will Manfred Stolpe nur als Kirchenvertreter entgegengenommen haben

Potsdam (taz) – Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat vor dem Untersuchungsausschuß in Potsdam bestätigt, eine wertvolle antiquarische Bibel von der Staatssicherheit erhalten zu haben. Stolpe bestritt allerdings die Angaben des Stasi-Offiziers Klaus Roßberg, der zuvor ausgesagt hatte, er habe die Bibel im Wert von rund 3.000 Mark dem damaligen Konsistorialpräsidenten als persönliches Geschenk zu dessen 50. Geburtstag 1986 in einer konspirativen Wohnung überreicht. Stolpe beteuerte, „niemals etwas für sich persönlich in Besitz“ genommen zu haben. Das antiquarische Buch will der Ministerpräsident erst 1987 – nicht in einer konspirativen Wohnung, sondern in seinem Büro – erhalten haben.

Auf Nachfrage erklärte er in der Ausschuß-Sitzung am Dienstag abend, nach der Herkunft des teuren Stückes nicht gefragt zu haben. Stolpe, der bei einer früheren Vernehmung noch behauptete hatte, „nie etwas behalten“ zu haben, räumte weiter ein, daß er die Bibel anschließend in einem Schrank in seinem Büro bis zur Wende verwahrt hat. Aus den verschiedenen Geschenken an ihn habe er einen Fundus angelegt, der für innerkirchliche Ereignisse und Feierlichkeiten zur Verfügung gestanden habe. Bis zum Fall der Mauer habe sich allerdings keine passende Gelegenheit zur Weitergabe der Bibel ergeben.

Der als „IM Sekretär“ von der Stasi registrierte Kirchenmann Stolpe bestätigte auch seine früheren Aussage, 1983 eine kostbare Faksimileausgabe eines „Atlas des großen Kurfürsten“ von den Stasi- Mitarbeitern bekommen zu haben. In beiden Fällen sei er aber davon ausgegangen, daß er die Präsente in seiner Funktion als Kirchenfunktionär erhalten habe. Es hätte sich um „Palmwedel“ gehandelt, „die mir stellvertretend gereicht wurden“. Er habe dabei „nicht den Bruchteil einer Sekunde Aneignungsabsichten verfolgt“. Wenige Stunden vorher hatte Roßberg auf die Frage nach Stolpes Reaktionen auf die Geschenke erklärt: „Aufgeregt hat er sich auf keinen Fall.“ Wg