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Gabuns Wahl wird immer schräger Opposition im Regen stehengelassen

■ Panzer auf den Straßen, antifranzösische Kundgebungen

Berlin (taz) – Es regnet in Gabun, die Telefonleitungen sind naß, und die ersten demokratischen Präsidentschaftswahlen des zentralafrikanischen Landes sind dabei, den Bach hinunterzugehen. Da die Fernmeldeverbindungen aus den dünnbesiedelten Urwaldprovinzen zur Hauptstadt Libreville an der Küste unterbrochen seien, so zum Wochenbeginn die Wahlkommission, habe man die computerisierte Auszählung der Stimmen einstellen müssen. Als einzige Teilergebnisse der Wahl vom Sonntag lagen zu der Zeit die aus dem Süden vor, wo Präsident Omar Bongo herstammt und wo es offenbar trockener ist, sowie aus dem Ausland, wo vor allem Diplomaten ihre Stimmen abgaben.

Diese Teilergebnisse gaben dem Amtsinhaber über 90 Prozent der Stimmen. Bongo hatte vorsichtshalber schon vorher seinen Sieg erklärt, was die Bürger der Hauptstadt – wo ein Drittel der Bevölkerung Gabuns lebt – dazu bewog, mitten im strömenden tropischen Regen auf die Straße zu gehen und für den wichtigsten Oppositionskandidaten, den katholischen Priester Paul Mba Abessole, zu demonstrieren.

Die Demonstranten hatten vermutlich den Privatsender „Radio Liberté“ gehört, der gemeldet hatte, in Libreville liege Mba Abessole in Führung, während der Regierungssender „Radio Unité“ unverdrossen Bongos Sieg verbreitete. Am Dienstag schließlich ließ der Regen nach, und plötzlich wußte die Wahlkommission, daß kein Kandidat eine absolute Mehrheit erreicht habe, so daß am 19. Dezember eine Stichwahl abgehalten werden muß.

Präsident Bongo, der Gabun seit 1967 regiert, war schon vor der Wahl siegessicher. Mit reichlich fließenden Öleinnahmen hatte er die 1,2 Millionen Bewohner des Urwaldstaates von der Größe der alten BRD lange Zeit verwöhnt, so daß er in relativer Ruhe 1990 die Einparteiendiktatur lockern konnte. „Wenn man ein Mehrparteiensystem einführen muß, damit das Volk sich frei fühlt, muß man es eben einführen“, erklärte der gewiefte Taktiker damals in einem Interview. Als Gegenleistung bestand er darauf, bis zum Ende seiner regulären Amtszeit Ende 1993 Präsident zu bleiben. Die ersten freien Parlamentswahlen vom Oktober 1990 gewann Bongo, da der ein Jahr zuvor aus dem Exil zurückgekehrte Mba Abessole seiner Partei „Nationale Sammlung der Holzfäller“ (RNB) einen Wahlboykott auferlegt hatte.

Wundersame Wählervermehrung

Heute kandidiert Abessole selber zum Amt des Präsidenten und gilt als Wortführer einer zunehmend selbstbewußteren Opposition. Im Wahlkampf beschuldigte er die Regierung, generös Geld an Wähler verschenkt und keine korrekten Wahllisten angefertigt zu haben. Indirekt gestand die Wahlkommission die zweite Kritik ein, indem sie entschied, man müsse zum Wählen keine Wahlkarte mitbringen, sondern lediglich den Antrag auf Ausstellung einer solchen. Was am Wahlsonntag wiederum – da es ja nicht schwer ist, sich viele solche Anträge zu beschaffen und damit von einem Wahllokal zum nächsten zu gehen – zu auch von internationalen Beobachtern gerügten Unregelmäßigkeiten führte. So haben sogar nach amtlichen Angaben in einem Dorf die offiziell 851 Einwohner 3.448 Stimmen abgegeben.

Nach den am Dienstag veröffentlichten Ergebnissen soll Bongo nun 41.835 von 115.615 ausgezählten Stimmen bekommen haben (36,2 Prozent) und Mba Abessole 35.866 (31,0 Prozent). Doch ist die Wahlkommission noch dabei, die Auszählungsergebnisse aus fernen Landesteilen nach Libreville fliegen zu lassen. Sind nun also regenbedingte Leitungsstörungen an den Verzögerungen schuld oder nicht? Die Opposition, skeptisch gegenüber den Rechenkünsten des Staates, besteht nun jedenfalls darauf, die Zahlen aus den diversen Wahllokalen selber zu addieren und ein eigenes Wahlergebnis auszuarbeiten.

In Libreville wächst derweil die Spannung. Oppositionsanhänger werfen Steine auf Weiße – die der Komplizität mit Bongo bezichtigt werden –, und die Pariser Botschaft rät den Franzosen in der Stadt, ihre Häuser nicht zu verlassen. Seit Montag abend rollen Panzer durch die Straßen, und für gestern waren neue Massenproteste der Opposition angekündigt. D.J.

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