piwik no script img

Frauenfeindlich

■ Die Entfernung der Gebärmutter ist meistens medizinisch nicht notwendig

Rund 147.000 Frauen verlieren jedes Jahr ihre Gebärmutter in westdeutschen Krankenhäusern. Die meisten von ihnen leiden nach der sogenannten Totaloperation unter Hormonstörungen, Depressionen, Blasenstörungen und einem schlechteren Allgemeinbefinden. All dies ohne zwingenden Grund. Die Frauenärztin Barbara Ehret-Wagener aus dem westfälischen Bad Salzuflen geht davon aus, das lediglich 20 Prozent der durchgeführten Operationen medizinisch erforderlich sind. Weil die Gebärmutter „in unserer Gesellschaft jedoch nichts wert ist, sobald sie als Gebärorgan nicht mehr gebraucht wird, kommt man schnell überein, diese einfach nach dem Motto: ,Dann bekommen Sie keinen Krebs und keine Kinder mehr‘ zu entfernen“, so Ehret-Wagener. „Es gibt Landstriche, da hat jede dritte Frau keine Gebärmutter mehr.“ Die Praxis der eilfertigen und unreflektierten Gebärmutterentfernungen führt die Ärztin auf den frauenfeindlichen Charakter der modernen Medizin, insbesondere seiner Abteilungen Frauenheilkunde und frauenspezifische Psychosomatik zurück.

Die Gynäkologin gründete daher gemeinsam mit vierzehn anderen Frauen – Psychoanalytikerinnen, Medizinerinnen und Geisteswissenschaftlerinnen – den bundesweiten Arbeitskreis „Frauengesundheit in Medizin, Psychiatrie und Gesellschaft“. Zusammengeschlossen haben sich die Frauen, weil ihr kritisches Engagement als Einzelpersonen – und sei es noch so kompetent und begründet – von den Vertretern der etablierten Medizin kaum wahrgenommen wird. Um ihre Stimmen zu stärken, wollen sich die Vereinsgründerinnen mit solchen Frauengesundheitsorganisationen vernetzen, die nicht von staatlichen oder Pharmasubventionen abhängig sind. „Wir wünschen uns Mitglieder auf breiter Basis, zum Beispiel sind Hebammen und die Selbsthilfebewegung in unserem Verein sehr willkommen“, so Ehret-Wagener. Christa Müller

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen