NL lobt Voscherau

■ Neonazis freuen sich über sozialhygienische Vorschläge

Welch ein Lob für Henning Voscherau. Die neonazistische Nationale Liste (NL), gegen die der Senat einen Verbotsantrag gestellt hat, begrüßte gestern die Forderung des Bürgermeisters nach einer Quotierung des Ausländeranteils für Hamburger Stadtteile. Er habe drei Monate nach der Bürgerschaftswahl die Position der NL übernommen.

Voscherau hatte am Montag in der Bildzeitung „kommunale Instrumente zur Steuerung der Binnenwanderung“ gewünscht, „um die Entstehung von Ghettos zu verhindern und gefährdete Stadtteile vor ungesteuertem Zuzug zu schützen“. Auf Nachfrage der Bild-Redakteure ließ Voscherau dann auch noch verbreiten, wen und wie er gerne steuern möchte: „Wenn Sie zum Beispiel in einem Stadtteil 50 Prozent und mehr Ausländer haben, muß es möglich sein zu sagen, jetzt ist Schluß“.

Und damit auch der letzte Bild-Leser merkt, wo der rotgraue Stammtisch steht, ließ sich der Bürgermeister dann auch noch ganz „volksnah“ zitieren: „Ich sage nicht, das Boot ist voll. Aber in Wilhelmsburg ist es voll.“ Womit der Bürgermeister die von ihm nur einen Satz zuvor gewünschte Quote gleich erheblich nach unten korrigierte. Der Ausländeranteil in Wilhelmsburg liegt bei 29 Prozent.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Freimut Duve kritisierte seinen Parteifreund gestern scharf. Mit seinen Äußerungen schiebe Voscherau die Probleme einzelner Stadtteile den Ausländern zu. Damit werde „den Vorurteilen der Sündenbockfanatiker vor Ort das Argument für Ausländerfeindlichkeit geradezu frei Haus geliefert“.

Und Hinrich Westphal, Sprecher der Nordelbischen Kirche, ergänzte: Voscherau habe durch seine Ausdrucksweise „Reizthemen zusätzlich zugespitzt und der Toleranz keinen guten Dienst getan“. Wer Formulierungen wie „das Boot ist voll“ wähle, dürfe sich nicht wundern, wenn er damit „Wasser auf die Mühlen der Rechtsradikalen gießt“. Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen, hatte dem Senatschef am Montag sogar „Propaganda mit ausländerfeindlichem Tenor“ vorgeworfen. uex/dpa