Ohne Staatsknete therapieren

■ Frauentherapiezentrum: Vielleicht kostenlose Beratung streichen?

Rund 100 Frauen lassen sich jede Woche im Frauentherapiezentrum in der Humboldtstraße in der Offenen Beratung kostenlos informieren über Therapiemöglichkeiten und Selbsthilfegruppen. Trotz dieses Zuspruchs ist die finanzielle Zukunft des 10 Jahre alten Projekts völlig ungeklärt. In den letzten vier Jahren hatte das Projekt regelmäßig einen Haushaltstitel und Wettmittel bekommen. Im Juli jedoch hieß es vom Gesundheitssenator: keine Förderung mehr.

„Welche Kriterien werden eigentlich bei der Projektmittelvergabe angelegt?“ wollten die Mitarbeiterinnen daraufhin von der Behörde wissen. Das Projekt sei nicht „stadtteilbezogen“ genug, lautete eine Antwort. „Es kommen aber Frauen aus allen Stadtteilen zu uns“, sagte die Mitarbeiterin Ruth Werner. „Wir können uns schlecht vorstellen, daß wir mehr Chancen hätten, wenn unser Klientel aus nur einem Stadtteil kommen würde.“ Sie und ihre Kolleginnen kritisieren die mangelnde Gesprächsbereitschaft der möglichen AnsprechpartnerInnen bei der Behörde: „Wir haben uns viermal um einen Gesprächstermin bei der Gesundheitssenatorin bemüht, jedoch keinen Termin bekommen!“

Das FTZ zeigte nach eigenem Bekunden Kooperationsbereitschaft und legte ein „abgespecktes“ Finanzierungskonzept vor. Außerdem erklärte es sich bereit, den Eigenanteil auf 27 Prozent zu erhöhen.

Das Frauenprojekt versucht nun verstärkt, sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden über Wasser zu halten und hat eine neue Konzeption erarbeitet. „Früher wollten und konnten wir kostenlos Beratungsgespräche anbieten“, berichtet Ruth Werner. „Jetzt müssen wir überlegen, ob wir zusätzlich zu den drei halben Stellen auch auf Honorarbasis arbeiten.“ Das würde eine – teilweise – Umstellung auf das sogenannte „Selbstzahlerinnen- Modell“ bedeuten. „Dabei würden wir uns bemühen, die Sätze niedriger als im normalen Therapiebereich zu halten. Trotzdem geht die Finanzierungskrise auf Kosten der Frauen.“ S.L.