■ Scheibengericht: Erick Sermon
No Pressure
(Def Jam/Sony)
Wenn KRS-One puristisch das Haus rockt, so läßt Erick Sermon mit seinem Solo-Debüt „No Pressure“ puristisch den Funk knacken. Was bei ersterem die Schönheit der rohen Spontaneität ist, ist bei letzterem die Eleganz des Stumpfen. Keine Herausforderungen, kein „Fortschritt“ – die entfernte Analogie zur Bedeutung der Ramones für den Punkrock: Hier wünscht sich der wahre Fan nichts als die kompetente, immer gleiche Wiederholung der irgendwann einmal in einer Mischung aus Glück, Zufall und Wahnsinn entstandenen einfachen Größe. Erick Sermon ist mit seinen 23 Jahren schon eine Legende – seit 1987 verfolgte er zusammen mit dem ihm mittlerweile zum Feind gewordenen Parrish Smith als EPMD seine von ein paar dutzend Funk-Platten gespeiste HipHop-Vision des coolen Business. Und sein angemeldetes Patent hat er nicht etwa um weitere Produkte erweitert, sondern immer wieder überarbeitet und perfektioniert – wovon in den letzten Jahren vor allem neue Acts von Redman oder Boss profitiert haben, die Sermon als Produzent mit seinem bewährten Produkt beliefert hat. Kunsthandwerk, das er auch auf seiner ersten Platte nach dem EPMD-Bruch kultiviert, als hätte es diesen Bruch nie gegeben.
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