Verständnisvolle Worte ohne Wert

■ Podiumsdiskussion auf Kampnagel brachte keine neue Perspektive für das Jugendtheater JAK

„Die ganze Diskussion bleibt lächerlich,“ beurteilte Klaus Farin die einmal mehr geführte Auseinandersetzung über die Zukunkt des Jugendtheaters für Hamburg auf Kampnagel JAK. „Es geht um lächerliche Summen, die ein Hierbleiben Zielinskis ermöglichten, nur ist niemand in der Politik wirklich daran interessiert, Jugendtheater zu unterstützen.“ Genau da liegt der Hase im Pfeffer.

Vor diesem Hintergrund war die ganze „kulturpolitische Diskussion“ unter dem Titel „Erneuter Konkurs oder Investition für Jugendkultur nicht nur in Hamburg“ höchst überflüssig. Daß - nach der vor zwei Monaten verkündeten Etaterhöhung fürs JAK auf 1,5 Millionen Mark und Jürgen Zielinskis Rücktritt von der JAK-Leitung wegen Untersubventionierung - nun nicht plötzlich was Neues zur Verbesserung der Perspektive zum Vorschein käme, ließ sich schon vorher erahnen.

Die hochkarätigen Herrschaften auf dem Podium waren vor allem nett zueinander. Jürgen Zielinski hatte ungewohnt Kreide gefressen, er war innerlich wohl schon abgereist. Namensvetter Flügge, in seiner Position erstaunlich stark im Bereich Kinder- und Jugendtheater engagiert, nahm die Senatorin hinter einen Schutzschild verständnisvoller Worte. Die bestätigte auch immerfort, wie sehr ihr das JAK am Herzen liege, nur habe sie eben mehr Geld nicht loseisen können.

Klarsicht herrschte darüber, daß mit dem Fortgang Zielinskis (“dann komme ich höchstens als Besucher wieder“) und seines Ensembles die Kontinuität des JAK zum Teufel geht, auch wenn die Gelder ja weiter zur Verfügung stehen. Speziell Jugentheater lebt von konstanten Handschriften, die ihren unangreifbaren Freiraum benötigen. Selbst der aber scheint in seinen inzwischen gewachsenen Maßen gefährdet, wenn Zielinskis Vermutung zutrifft, daß Res Boss-hardt, der kommende künstlerische Leiter von Kampnagel, das JAK opfert, um die Kulturfabrik als Institution über die Runden zu retten. Unverständnis bis aufs Podium zeigte sich über die schon heute offenkundigen Unvereinbarkeiten von Jugendtheater- und Kampnagelinteressen. Die mehrfach wiederholte Frage, welche Regularien nötig wären, um gemeinsam produktiv sein zu können, versandete in Arithmetik über Soll und Haben bewirtschaftbaren Hallenguts. Solange die Diskussionen über das JAK sich immer wieder hier erschöpfen, nimmt Zielinski seinen Hut zu Recht und sagt einer sich verfestigenden Einbettung in Festivalstrukturen ade.

Ludwig Hugo