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Soli-Hungerstreik vor der „Altona“

■ Polizei und Sozialbehörde dementieren Räumungsgerüchte / Totale Kontaktsperre gegen die Flüchtlinge verhängt?

Die Zermürbungstaktik gegen den Hungerstreik der Flüchtlinge auf der „Floatel Altona“ wird fortgesetzt. Gestern durften Journalisten nicht mal mehr vor dem Schiff mit den Asylbewerbern reden: Das Wachpersonal weigerte sich, die Flüchtlinge von der Anwesenheit der Presse zu informieren. Bereits seit Donnerstag werden Ärzte ihres Vertrauens nicht mehr aufs Schiff gelassen. So wird es schwer, nachzuvollziehen, was mit den Menschen, die seit neun Tagen die Kantine besetzt halten, passiert.

Gerüchten zufolge soll der Raum heute früh geräumt werden. Es liege noch kein Strafantrag vor, hieß es gestern nachmittag in der Polizei-Pressestelle. Sie könne die Räumungsgerüchte „nicht bestätigen“, sagte auch Sozialbehörden-Sprecherin Christina Baumeister.

Seit gestern früh gibt es einen zweiten Hungerstreik. 20 Migranten haben sich in einem Bus vor dem Containerschiff postiert, um die Asylbewerber in ihrem Kampf gegen Abschiebung zu unterstützen. Es handelt sich um eine Gruppe aus dem „Volkshaus der Türkei“, die mit den Flüchtlingen häufig diskutiert und bis vor kurzem in Kontakt gestanden hat. „Heute haben wir die Hungerstreikenden gar nicht gesehen“, sagt einer von ihnen. Offenbar wurden einem Teil der Flüchtlinge die Bordkarten weggenommen, weil die dreimonatige Residenzpflicht auf den Schiffen abgelaufen ist. Kommen sie raus, dürfen sie nicht wieder rein und sind so automatisch von dem Rest der Gruppe abgespalten.

Mit dabei beim Solidaritäts-Hungerstreik ist Selcuk Eralp, einer der beiden Ärzte, die die Flüchtlinge am Mittwoch abend untersuchten. Der Anästhesie-Facharzt bestätigt, was die Medizinerin Katja Gundelach über den Gesundheitszustand der Besetzer aussagte. „Die waren schwach. Hatten eindeutig Symptome von Hungerstreik.“ Christina Baumeister hatte gegenüber der tazbehauptet, den Flüchtlingen fehle nichts und sie brauchten auch keine medizinische Versorgung, „weil sie gar keinen Hungerstreik machen“. kaj

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