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Radlerin, wohin so fix ?

■ Radwege '94: flott durch die City, schneller in den Westen, Einbahnstraßen offen

Ganz ungeniert dürfen Bremens RadlerInnen bald falsch rum durch die Einbahnstraßen preschen. Genauer: durch die Einbahnstraßen in den fast schon überall eingeführten Tempo-30-Zonen. Bislang durften RadlerInnen sowas nur in Findorff. Dort hat man gute Erfahrungen gemacht: Allen Unkenrufen zum Trotz nämlich gab es zwischen Autos und RadfahrerInnen keine Unfälle mit Personenschaden.

Kostenlos ist eine solche Öffnung der Einbahnstraßen allerdings nicht: 400.000 Mark gehen für Hinweisschilder drauf. Gut, daß es 1994 erstmals im Bremer Haushalt einen eigenen Topf für Bau und Sanierung von Radwegen gibt. Gefüllt ist er mit 1,7 Millionen Mark. (Allein für die notwendigsten Radwegreparaturen bräuchte das Bauressort allerdings 15 Millionen.) Bislang wurden Radwege nur dann saniert oder angelegt, wenn gleichzeitig die Straße repariert wurde. Ein sinnvolles Radwegenetz kam so nie und nimmer zustande. Stattdessen wurde auch schon mal in einer verkehrsberuhigten Straße wie der Erlenstraße in der Neustadt ein Radweg angelegt.

Nun haben sich Bauressort und ADFC auf eine Liste der dringlichsten Dringlichkeiten geeinigt. Geld wird danach nicht nur in die Öffnung der Einbahnstraßen gesteckt. 320.000 Mark gehen entsprechend dem Einwohneranteil nach Bremen- Nord zum Ausbau des Radwegenetzes - Einzelheiten entscheidet eine eigenständige Arbeitsgruppe. Mit dem größten Batzen, nämlich 650.000 Mark, wird die erste schnelle und stadtteilübergreifende „Veloroute“ geschaffen: vom Präsident-Kennedy- Platz im Ostertorviertel durch die Innenstadt nach Burg-Grambke. Für noch nötiger hält der ADFC eigentlich eine Route in den Bremer Osten - doch dafür müßte noch mindestens ein Jahr geplant werden. Da die Velorouten im Koalitionsvertrag stehen, will die Baubehörde jedoch endlich einen Anfang machen, und die Westroute läßt sich am schnellsten realisieren.

Stadtteilübergreifende Routen gibt es zwar schon: die in den 70er Jahren angelegten Radwanderwege. Die aber sind schlecht beschildert, haben Lücken und taugen eher für den Freizeitverkehr. Die Ziele der Alltagsfahrten nämlich liegen nicht an der Weser, sondern meist in den Zentren der Stadtteile.

Die Veloroute in den Westen wird nun nicht gänzlich neu angelegt, vorgesehen sind vielmehr Änderungen an einzelnen Punkten des bisherigen Radwanderweges: Das fängt schon in der Innenstadt an - bislang fehlt RadlerInnen, die vom Richtweg kommend in die Birkenstraße weiterfahren wollen, eine passable Querung über den Herdentorsteinweg.

Durch Walle kommt man dann nicht mehr nur entlang der Waller Heerstraße, sondern über die südwestlich parallel laufende Vegesacker Straße - die soll bald zur Tempo-30-Zone werden. Hinter dem Hallenbad West wechselt die Veloroute dann wie gehabt in den Grünzug. Im Grünzug selbst lassen vor allem die Kreuzungen über die Quersträßchen zu wünschen übrig - dort verhindern bislang versetzt stehende Metallbügel die Durchfahrt von Autos, aber auch eine flotte Radfahrt. Möglicherweise bekommen querende RadlerInnen dort auch die Vorfahrt vor den Autos.

Leichter sollen es RadlerInnen auch auf großen Kreuzungen haben: So will die Baubehörde vor allem das Abbiegen vom Tiefer auf die Wilhelm-Kaisen-Brücke mit einem eigenen Wartestreifen vor den Autos erleichtern. Derzeit gibt es an der Kreuzung einen Radweg, die RadlerInnen müssen also zweimal eine Straße queren, um auf die Brücke zu kommen.

Auch eine verkehrsplanerische Katastrophe soll im nächsten Jahr beseitigt werden: Wer vom Viertel in die City fahren will, rollt bislang pfeifend auf gut ausgebautem Radweg am Polizeihochhaus vorbei, bis er oder sie 20 Meter weiter vor dem Nichts oder vielmehr dem Haltestellenknoten Domshof abrupt bremst - um sich dann doch zwischen an- und abfahrenden Bahnen und Bussen durchzuschlängeln. Hier soll man nach links in die Dechanatstraße (bislang Einbahnstraße) abbiegen, anschließend in die Markstaße einbiegen und über den Markt in die Langenstraße düsen können. Bislang gibt es ja keine Ost-West- Querung durch die Inennstadt- entweder man setzt sich dem rasenden Verkehr in der Martinistraße aus oder slalomt in der Obernstraße um die FußgängerInnen herum.

So einig sich ADFC und Bauressort bei dieser Prioritätenliste sind - über den künftigen Radwegebelag streitet man sich noch. Nach wie vor argumentiert das Amt für Straßen- und Brückenbau für Klinker: Unter den Radwegen lägen viele Versorgungsleitungen, der Klinkerbelag ließe sich leichter öffnen und schließen. Aber müssen die Klinker dann auch noch in Längsrichtung liegen, wie vor dem Postamt 5, wo RadlerInnen mit schmalen Reifen bei Nässe ziemlich gefährlich leben, fragt da genervt der ADFC? Und zudem noch abgeschrägte Kanten haben- als sei des Hoppelns noch nicht genug? Die Fahrradlobby plädiert für Asphalt mit einem richtigen Unterbau, damit Wurzeln, Maulwürfe und verbotenerweise parkende Lkw den Boden nicht wellen können. Und wenn schon nicht Asphalt, dann wenigstens möglich große Platten.

Christine Holch

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