Maria als Hohlkörper

■ Provinz-Pastor verärgert Dienstherren

Eine Weihnachtsgeschichte: „Gott-Vater brauchte wie die Männer nur den Bauch (von Maria) –, und sei es der Bauch einer Gehirntoten, wie er vor gar nicht langer Zeit in Erlangen genutzt wurde. Zurück zu Maria. Sie verhielt sich entsprechend passiv und sprach: 'Ich bin des Herren Magd; mir geschehe wie du, Engel, gesagt hast.' Das hören Männer gern, und Männer sprachen sie deshalb selig. 'Selig bis du, die du geglaubt hast', heute müßten wir sagen: diesen Männer-Unsinn.“ Eine Geschichte, die die Nordelbische Kirche nicht sehr froh stimmt. Und schon gar nicht, wenn sie, wie diese, am Heiligabend von der Kanzel gepredigt wurde.

Die Weihnachtspredigt über Maria und ihren „impotenten“ Mann Josef ist nur ein Kapitel aus der „theologischen Streitschrift aus kirchlicher Provinz“ – eines jedoch, das in der Nordelbischen Kirche jetzt für Wirbel sorgt. Denn Hermann Möller, Verfasser des Buches „Weggefährte Jesus“, steht als Pastor des schleswig-holsteinischen Dorfes Lohe-Rickelshof auf deren Gehaltsliste. Obwohl der 60jährige Theologe 1437 Gemeindemitglieder betreut, will er mit seinem Buch „dem Bekenntnis der evangelisch-lutherischen Kirche die theologische Basis“ entziehen.

Kurz vor Weihnachten geht der Provinz-Pastor hart mit „seiner“ Kirche ins Gericht. Durch das Erlernen des Glaubensbekenntnisses werden seiner Meinung nach „Minderjährige zur Unehrlichkeit verführt“, denn: „Nicht ein Satz des alten Bekenntnisses kann von einem nachdenklichen und mit offenen Sinnen durch das Leben gehenden Westeuropäer als sein Glaube bekannt werden.“ Die Auferweckung der Toten sei ein „Wunschtraum“ des Apostels Paulus, der zum „Kirchendogma“ erhoben worden sei. Den Gottesdienst bezeichnet der Gottesmann als „eine folgenlose Lehrveranstaltung, deren Ritus nicht oder halbherzig nachvollzogen wird“.

Und die PastorInnenschar? Möller tut alles dafür, als Nestbeschmutzer abgestempelt zu werden. „Jesus setzte sich zu den Leuten... und unterhielt sich mit ihnen. Dazu brauchte er keine Spezialausbildung. Das machte er einfach so, wie Nachbarn sich gegenseitig helfen ... Der Herr Pastor (dagegen) fährt an seinen Nachbarn vorbei zur Seelsorgeausbildungsstätte.“ Möllers Fazit: „Die christliche Volkskirche lebt an Jesus vorbei, kann ihn nicht wahrnehmen, kennt ihn nicht“.

„Ich will mit meiner Streitschrift der Kirche, die sich momentan hauptsächlich um Austritte und Kirchensteuern sorgt, etwas vor den Kopf stoßen“, gibt Möller zu. Das ist ihm offensichtlich gelungen. In zahlreichen Briefen an die Bischofskanzlei in Schleswig, so weiß er, sei die Forderung nach seinem Rauswurf erhoben worden. So weit geht diese derzeit nicht – noch nicht. Es handele sich um ein laufendes Verfahren, war gestern dort zu erfahren, ansonsten „kein Kommentar“. Clara Odenthal

Die Streitschrift „Weggefährte Jesus“ gibt's bei Pastor Möller, 25746 Lohe-Rickelshof