piwik no script img

■ Das PortraitDominosteine

Von einer Erfindung im eigentlichen Sinne möchte der Erfinder der Dominosteine, Herbert Wendler, eigentlich nicht reden. Doch zweifelsohne war er der erste, der dieses schmackhafte Gebäck in derartiger Form und Zusammensetzung produzierte.

Vater der Dominosteine Foto: dpa

Die Idee wurde aus der Not geboren. Als Ende der dreißiger Jahre mit Beginn der Kriegswirtschaft die Rohstoffe knapp wurden, kombinierte der damals 27jährige Dresdner Süßwarenlaborant und Jungunternehmer Wendler würzigen Lebkuchen, Fruchtgelee und Marzipan zu einer neuen Leckerei, die den Namen Dominostein erhielt. Die mit Schokolade umhüllten Würfel wurden in ganz Deutschland schnell zum Renner. Nach dem Kriege beherrschte Wendler mit seiner Produktion den ostdeutschen Markt für Dominosteine. 1951 erwarb er den heutigen Produktionsort in Dresden- Klotzsche. Ähnlich wie in der Kriegszeit waren Zutaten für das Konditorhandwerk in der noch jungen DDR Mangelware. Wendler: „Für die ersten Nachkriegs-Dominosteine mußten Roggenmehl und Sirup herhalten.“ Wendlers Fabrik wurde in der DDR zum Alleinhersteller der gewürfelten Leckerei. 70 Mitarbeiter produzierten jährlich bis zu 800 Tonnen Dominosteine. Weil ein Großteil nach Westdeutschland geliefert wurde, erhielt Wendler auch eine großzügige Schokoladenzuteilung. Die Herstellung lief nach dem Zweiklassenprinzip ab. Während die Dominosteine für den Export mit edler Kuvertüre überzogen wurden, mußten DDR-Bürger mit einer billigen Fettglasur vorliebnehmen. 1972 wurde der Familienbetrieb zwangsverstaatlicht und als Betriebsteil dem VEB Dauerbackwaren Dresden zugeschlagen. Wendler wurde Betriebsdirektor, bis er 1978 in Pension ging. Nach dem Fall der Mauer fing der rüstige Rentner noch einmal von vorn an. Heute gehört der Betrieb wieder ihm. Doch von den 330 Mitarbeitern aus VEB- Zeiten konnten gerade mal 55 übernommen werden, und die Produktion der Dominosteine sackte auf 300 Tonnen jährlich ab. Trotzdem ist der heute 81jährige zuversichtlich, sich auf dem hart umkämpften Dominosteine- Markt behaupten zu können. In vielen Großhandelsketten sind seine Steine schon wieder zu haben, Nachfragen gibt es auch aus Spanien, Dänemark, der Schweiz und England. rewe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen