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Nach Kairo, „um zu retten, was zu retten ist“

■ Israelis und Palästinenser versuchten gestern in der ägyptischen Hauptstadt hinter verschlossen Türen erneut, dem „Gaza-Jericho-Abkommen“ Leben einzuhauchen

Kairo (AP/AFP/taz) – „Die Hoffnungen sind grenzenlos, allein über den Zeitraum kann ich keine Angaben machen“, erklärte gestern morgen der israelische Außenminister Schimon Peres und verschwand hinter der dicken Tür eines Konferenzsaals. Mit ähnlichen Allgemeinplätzen verabschiedeten sich auch die anderen palästinensischen und israelischen Unterhändler, bevor sie in einem Luxushotel der ägyptischen Hauptstadt versuchten, dem „Gaza-Jericho-Abkommen“ Leben einzuhauchen.

Bereits am Montag abend war der ägyptische Außenminister Amr Mussa zu getrennten Gesprächen mit Peres und dem Leiter der palästinensischen Delegation, Mahmud Abbas, zusammengekommen. Danach erklärte der Ägypter diplomatisch, die Standpunkte beider Seiten seien „nicht so weit“ voneinander entfernt, eine Einigung daher durchaus möglich.

Abbas hatte zuvor gegenüber arabischen Journalisten gesagt, er reise nach Kairo, um „zu retten, was zu retten ist“. Peres hatte in Israel angekündigt, er werde „nichts Neues“ mitbringen und hoffe, daß PLO-Chef Jassir Arafat „von dem Baum, auf den er geklettert ist, herunterkommt“.

Immer noch ist zwischen der PLO und der israelischen Regierung umstritten, wer in Zukunft die Grenzübergänge nach Jordanien und Ägypten kontrollieren darf und wie groß das künftig teilautonome Gebiet um die Stadt Jericho definiert wird. Die ägyptische Nachrichtenagentur MENA meldete gestern unter Berufung auf „palästinensische Kreise“, die israelische Regierung habe Vorschläge der PLO bezüglich der Grenzkontrollen abgelehnt. Wie diese Vorschläge aussahen, berichtete die Agentur aber nicht. Aus der gleichen Quelle stammt die Angabe, Israel habe angeboten, Jericho als ein Gebiet von 70 Quadratkilometern zu definieren. Die Palästinenser hatten bisher 200 Quadratkilometer gefordert, die Israelis hatten erst 27 und dann etwas mehr als 50 Quadratkilometer angeboten.

Wie unterdessen in Tunis bekannt wurde, will Arafat in der kommenden Woche eine Delegation unter Führung des PLO- Gründungsmitglieds Haidar Abdel Schafi empfangen, die dem PLO-Chef Forderungen nach demokratischen Reformen vorlegen soll. Diese Forderungen, die von 120 führenden PLO-Politikern unterschrieben wurden, waren dem PLO-Exekutivkomitee bereits vor zehn Tagen unterbreitet worden. Darin wird für die Autonomiegebiete und die PLO-Zentrale eine demokratische Struktur sowie die Einhaltung der Menschenrechte verlangt.

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