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Unterm Strich

Wenn Sie diese Zeilen hier lesen, was Sie ja wahrscheinlich sowieso nicht tun werden, geben Sie's doch gleich zu Mensch, dann ist diese Ihre Kurzmelderin schon längst dort, wo der Pfeffer wächst und wackelt wohlig desinteressiert mit den Zehen, so noblesse oblige und femme blasée und „hast du meinen weißen Sommerhut gesehen, Liebster“ und so weiter. Dabei klimpern im Glas die Eiswürfel, von denen der eine oder andere im kirschförmig geschürzten Mund der Redakteuse verschwindet. Dazu wedeln schöne, entkolonialisierte Herren mit aparten Palmdingern. Von der Straße hört man albernes Kindergedröhn und aus dem Hintergrund das wohlige Grunzen eines hinter seinem Rasierschaum verschwundenen freundlichen Patriarchen. Auf den Gebetsteppichen herrscht Hochbetrieb, in den Buschtaxen werden Spekulationen über die Oberweite von Anita Ekberg gehandelt, und aus dem Radio raunt Tom Waits, den Sie sich unbedingt demnächst in „Short Cuts“ ansehen müssen: „No one speaks English, and the battery's empty, and the pillow is stained with blood and whisky.“ Natürlich führt der Weg dorthin nicht direkt über Los. Bevor man zum Opernplatz vorrücken kann, erhält man Spritzen, Impfungen und Prophylaxen mit so aparten Namen wie Gelbfieber, Malaria und Typhus, mein Gott. Silvester wird da heißen: Hätten sie gern noch ein paar von diesen reizenden kleinen Oliven, Madame? Und dann nur noch Schlafen. A Votre Santé.

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