: „Alma Hoppe“: Neues Haus, neue Partei Schrecklicher Herbst
■ Das Luchterhand-Frühjahrsprogramm fällt aus / Verlag sucht Mäzen oder Käufer
Mit seinem Herbstprogramm hat der Luchterhand Literaturverlag einen derartigen Einbruch erlebt, daß er in diesem Frühjahr keine neuen Bücher veröffentlicht. Während also gerade der Hamburger Junius Verlag noch haarscharf am Konkurs vorbeischliddert, hat es bereits den nächsten Hamburger Verlag kalt erwischt. „Es wäre unverantwortlich in dieser Situation noch ein Frühjahrsprogramm anzubieten“, sagte Verlagssprecher Wolf Brümmel gestern gegenüber der taz.
Mit einem Verlagsberater sei man nach langem Überlegen zu dem Schluß gekommen, daß diese Maßnahme die einzige Möglichkeit ist, einen Konkurs abzuwenden. Nun hat sich der Verlag auf die Suche nach einem Mäzen gemacht - was für den Verlag die bevorzugte Lösung wäre. Auch die Möglichkeit, den Verlag zu verkaufen, wird derzeit noch geprüft. Radikales Abspecken allein könne nur eine Notlösung sein, so Brümmel, schließlich bräuchten gerade die kleinen Verlage Geld, um ihre Autoren wirksam präsentieren zu können.
Mit der Krise der kleinen Verlage bleibt auch die junge deutsche Literatur auf der Strecke, die es auf dem überquellenden Büchermarkt ohnehin schon schwer hat. „Wenn wir im Herbst zum Beispiel statt 20 nur 12 neue Bücher herausbringen, dann ist ja klar, wo aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen wird. Es genügt eben nicht, 800 bis 1.000 Exemplare eines Titels zu verkaufen. Diese Art von Mäzenatentum können wir uns nicht mehr erlauben“, sagte Brümmel.
Anders als Luchterhand erlebte der Zürcher Arche Verlag, der ebenfalls den Verlegerinnen Elisabeth Raabe und Regina Vitali gehört, laut Brümmel einen „fantastischen Herbst“. Doch könne Arche nicht ständig seine Überschüsse in den Luchterhand Verlag stecken, der seine Taschenbuchreihe Sammlung Luchterhand bereits vor einem Jahr dem Deutschen Taschenbuchverlag (DTV) überantwortet hatte.
Derzeit laufen die Verhandlungen auf Hochtouren. Brümmel ist sicher: „Die Entscheidung muß und wird im Januar fallen“. jk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen