: Wärmedämmung nur gedämpft
■ Wenig Interesse an staatlich geförderten „Niedrig-Energie-Häusern“
Wer in Bremen ein Haus baut, kümmert sich nur selten um ordentliche Isolierung und Wärmedämmung. Das ist ein erstes Fazit eines Förderprogramms des Senators für Umweltschutz, das seit dem Frühjahr 1993 den Bau von „Niedrig Energie-Häusern“ fördern soll. Nach Angaben von Kerstin Rosemeier von der Beratungsstelle UBUS („umweltgerecht bauen und sanieren“), die mit dem Umweltsenator zusammenarbeitet, hat es zur Wärmedämmung bei neugebauten Häusern im letzten Jahr etwa 100 Anfragen und 60 Beratungen für BauherrInnen gegeben. Ein einziges Haus wurde nach diesem Programm mit Landesmitteln gefördert, weil es mit Niedrig-Energie-Standards gebaut wurde.
Nach wie vor ist das Energiesparen die größte alternative Energiequelle. Bei einem Haus, das nach „Niedrig-Energie“-Standards ausgerüstet wird, können gegenüber einem herkömmlichen Neubau bis zu zwei Drittel der Energie gespart werden, meint Rosemeier. Auch dem Stromsparen durch Erzeugen von Solarenergie ist das Wärmedämmen nach ihren Angaben weit überlegen, weil per Sonnenwärme höchstens 12 Prozent Gesamtenergie gespart werden könnten. „Die Mehrkosten für die Wärmedämmung lassen sich pauschal schwer berechnen, aber es dürften so um die 5 Prozent sein.“ Bei einer Förderung mit bis zu 14.000 Mark ließe sich das bei einfachen Bauten zwar ohne große Mehrkosten machen, aber ansonsten müßten die Bauherren und Baudamen noch einiges drauflegen.
Diese Investition amortisiert sich nach 10 bis 15 Jahren - möglicherweise früher, wenn sich die „wahnsinnig niedrigen Energiekosten“ erhöhen. Dem Desinteresse und der Unwissenheit will UBUS jetzt eine Informationskampagne entgegensetzen, mit der zukünftige HausbesitzerInnen und vor allem die MitarbeiterInnen aus den Architekturbüros und aus dem Handwerk angesprochen werden sollen. Und so muß die UBUS langsam dicke Bretter bohren, gegen alle möglichen Vorbehalte: gegen die „Bausparvorstellungen“ der HäuslebauerInnen und gegen die Haltung von Handwerkern und Architekten, für die Niedrig-Energie-Häuser „absolutes Neuland“ sind.
Der geringe Erfolg des Programms „Niedrig-Energie-Haus“ sei auch saisonal bedingt, meint Kerstin Rosemeier, weil das Programm erst angelaufen sei, als die Bausaison schon begonnen hatte. „Leider ist ja auch der Begriff nicht geschützt, so daß schon Fertighausfirmen mit dem Begriff „Niedrig-Energie-Haus“ werben, ohne diesen Ansprüchen zu entsprechen“, klagt Rosemeier.
Die Programme der Umweltverwaltung zur Wärmedämmung bei Großprojekten „laufen sehr gut“, meint Edo Lübbing vom Umweltsenator. Das Angebot für Niedrig-Energie-Häuser sei da nur ein kleiner Teil bei der CO2-Reduzierung durch Wärmedämmung und laufe schließlich auch erst seit weniger als einem Jahr. „Verläßliche Aussagen darüber, ob das Programm läuft, können wir erst in einem Jahr machen“, sagt er. „Mir ist nicht klar, ob wir die Zielgruppe der Architekten und Eigenheimbauer richtig erreichen, aber soviele Leute, die selber bauen, gibt es in Bremen gar nicht.“ Das Programm zur CO2-Reduzierung durch Wärmedämmung konzentriere sich vor allem auf Altbauten, bei denen ein viel größeres Einsparpotential liege. „Da lohnen sich Investitionen in die Wärmedämmung viel mehr als bei einem Neubau.“
Unzufrieden sind alle, die sich mit dem Energiesparen bei Wohnhäusern beschäftigen, nicht nur mit den zu geringen Energiepreisen, sondern auch mit der neuen Wärmeschutzverordnung, die 1995 in Kraft tritt. Das Bundesgesetz ist gegenüber einem Referentenentwurf entschärft worden, so daß nach diesen Standards nicht einmal die Wärmedämmungsansprüche von Schweden aus den achtziger Jahren erreicht werden. In Schweden, dem wärmedämmungstechnischen Musterland, gehören die hiesigen „Niedrig-Energie-Häuser“ inzwischen zum normalen Standard.
Bernhard Pötter
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