: Chaosrennen
■ Skandalöser Super-G der Frauen: erst abgebrochen, dann doch gewertet
Altenmarkt (dpa) – Nach den Negativ-Schlagzeilen der vergangenen Saison mit einer chaotischen Weltmeisterschaft, indiskutablen Rennen und einer bis dato nie gekannten „Streikwelle“ der Sportler hat der Super-G der Frauen im österreichischen Altenmarkt-Zauchensee erneut für Empörung im Weltcup-Zirkus gesorgt. „Das war sportlich sicher nicht korrekt. Ein solches Rennen ist nicht zu akzeptieren“, befand Rainer Mutschler, deutscher Damen-Cheftrainer, nach einer bisher beispiellosen Veranstaltung mit schweren Stürzen, ewigen Unterbrechungen, Annullierung, Protesten und am Ende doch noch regulärer Wertung des seltsamen Rennens, bei der weit weniger als die Hälfte des Starterfeldes gefahren war.
Sogar Katja Seizinger (Halblech), die sich zusammen mit der Österreicherin Sylvia Eder über einen zweiten Platz hinter der Schweizerin Heidi Zurbriggen freuen konnte, meinte: „Wenn dieses Rennen an anderer Stelle wiederholt wird, dann bin ich sofort dafür, daß es nicht gewertet wird.“ Zu viele Fragwürdigkeiten hatten sich abgespielt in Altenmarkt: Die Norwegerin Astrid Loedemel mußte nach einem schlimmen Sturz mit Kreuz- und Innenbandriß im Knie ins Krankenhaus und kann die Olympischen Spiele im eigenen Land nur als Zuschauerin erleben. Die Italienerin Deborah Compagnoni, Martina Ertl (Lenggries) und Regina Häusl (Bad Reichenhall) rasten in die Sicherheitsnetze, andere im Ziel erschöpft in die Bande. „Wir werden eine Kerze anzünden, weil ihnen nichts passiert ist“, so Mutschler.
Nach 32 Läuferinnen wurde das Rennen abgebrochen, dann begann das Verwirrspiel: In einem offiziellen Kommuniqué teilten die Organisatoren nach dem Abbruch mit, laut FIS-Reglement könne ein Rennen nur gewertet werden, wenn mindestens 50 Prozent der Starterinnen gefahren sind. Tatsächlich ist eine ähnliche Klausel schon seit Jahren aus der Wettkampfordnung (IWO) gestrichen, eine Entscheidung liegt im Ermessen der Jury. Die telefonierte mit FIS-Generalsekretär Gian-Franco Kasper, der „grünes Licht“ für die Wertung des Rennens gab.
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