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US-Staatsanwalt kauft BCCI-Betrüger

Gegen den Scheich von Abu Dhabi wird nicht weiter ermittelt, dafür verzichtet er auf 400 Millionen Dollar / Behörden interessiert vor allem die Verwicklung der US-Justiz  ■ Aus London Ralf Sotscheck

Mehr als zwei Jahre nach dem betrügerischen Bankrott der „Bank of Credit and Commerce International“ (BCCI) haben sich die USA mit Scheich Zayed bin Sultan al-Nahyan von Abu Dhabi geeinigt. Nach viertägigen Verhandlungen in Genf willigte die US-Staatsanwaltschaft am Wochenende ein, die Anklage gegen den Scheich – den Mehrheitsaktionär der einst siebtgrößten Privatbank der Welt – fallenzulassen. Darüber hinaus zieht der Konkursverwalter der First American Bank, bei der Zayed mit 28 Prozent beteiligt war, die Privatklage auf Zahlung von 1,5 Milliarden Dollar zurück. Im Gegenzug verzichtet der Scheich auf 400 Millionen Dollar, die er für die First- American-Aktien ausgegeben hatte. Die Hälfte davon soll den BCCI-Gläubigern zugute kommen. Die Bank hatte ihre KundInnen um insgesamt 13 Milliarden Pfund (33 Mrd. DM) geprellt – die größte Bankpleite in der Geschichte. Neben verschiedenen Großbanken, staatlichen Behörden und Versicherungen verloren vor allem Kleinsparer und kleine Unternehmen in London viel Geld. Die betrügerischen Praktiken der Bank waren aufgrund fauler Kredite an eine pakistanische Schiffahrtsgesellschaft aufgeflogen. BCCI hatte versucht, das Loch, das die leichtfertige Vergabe von 15 Milliarden Dollar an die Pakistanis in die Bilanz gerissen hatte, mit dem Geld kleiner Anleger und mit Hilfe von Luftbuchungen durch das weltweite Filialnetz zu vertuschen. Doch das mißlang.

Außerdem war die Bank mit Sitz in London, Luxemburg und auf den Cayman-Inseln, deren weltweites Netz Filialen in 69 Ländern umfaßte, in Drogengeschäfte des ehemaligen panamaischen Diktators Manuel Noriega, in verbotene Insidergeschäfte und in die Finanzierung der Atombombenprogramme Pakistans und des Irak verwickelt. Terror-Organisationen und Waffenhändler haben allein in London 42 Konten bei der BCCI unterhalten. Die Bank von England schloß das Bankhaus am 5. Juli 1991, die beiden deutschen Filialen in Hamburg und Frankfurt wurden drei Tage später dichtgemacht.

Wichtiger als die 400 Millionen Dollar, auf die Scheich Zayed verzichtet hat, ist den US-Behörden jedoch ein anderer Punkt des Deals mit Abu Dhabi: Sie dürfen zum ersten Mal Swaleh Naqvi, den Stellvertreter des BCCI-Gründers Aga Hasan Abedi, vernehmen, der in Abu Dhabi unter Hausarrest steht – ebenso wie elf weitere ehemalige BCCI-Angestellte, denen seit dem 9. Oktober der Prozeß gemacht wird. Lediglich der inzwischen schwerkranke Abedi konnte sich nach Pakistan absetzen.

Die USA erhoffen sich von der Vernehmung Naqvis Aufschluß darüber, wie es möglich war, daß BCCI in den Besitz von vier US- Banken – darunter die First American – kam, obwohl das illegal war. Die Behörden interessiert vor allem, wer in den USA davon wußte. Die Drähte sollen bis in die höheren Etagen des Justizministeriums reichen.

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