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Personal-Poker um Bonn-Prämien

■ SPD: Neue Runde im Spiel um Bundestagsmandate und Landespartei-Vorsitz Nur Eimsbüttel tanzt aus der Reihe / Schon erste Opfer  Von Uli Exner

Und auf geht's zur nächsten Runde im großen SPD-Personalschacher. Nachdem die besten Plätze in Senat und Bürgerschaftsfraktion vergeben sind, wird nunmehr um den Parteivorsitz und, weitaus lukrativer, um die Plätze im Bundestag gepokert. Übungen in parteiinterner Demokratie, bei dem sich dem Betrachter nicht immer ein appetitliches Bild bietet.

Da ist zum Beispiel der Bundestagswahlkreis Nord. Zuletzt kandidierte hier nach persönlichem Einsatz Henning Voscheraus die Ex-Grüne Thea Bock. Der Senatschef hatte sich von der einst so kämpferischen GAL-Reala Stimmen aus dem grünen Wählerlager versprochen. Die Rechnung ging nicht auf. Bock unterlag knapp dem CDU-Kandidaten Dirk Fischer, zog aber per Landesliste dennoch in den Bundestag ein. Und möchte nun wieder kandidieren. Aber daraus wird wohl nichts.

Abfindungen für Ex-Senatoren Curilla und Zumkley

Hinter verschlossenen Türen haben sich die im Wahlkreis Nord dominierenden Parteilinken auf einen „neuen“ Kandidaten geeinigt: Wolfgang Curilla, im Dezember aus dem Senat gekegelter Ex-Finanzsenator. Abfindung muß sein. Daß er anstelle der ungeliebten Bock bei der Wahlkreiskonferenz am 14. Februar nominiert wird, gilt unter den Nord-Funktionären als ausgemacht. Doch natürlich soll die Parteibasis an dieser Entscheidung beteiligt werden. Und wie!

Da den Genossen aus Nord Mitgliederbefragungen ein Greuel sind, laden die Ortsverbände derzeit zu sogenannten Distriktsversammlungen. Veranstaltungen, auf denen die Parteimitglieder zwar diskutieren dürfen, deren Votum aber für die Wahlkreiskonferenz der Funktionäre keine Bedeutung hat.

Damit die einfachen Parteichargen aber erst gar nicht auf dumme Gedanken kommen, gibt der eine oder andere Distriktsvorsitzende schon mal die Richtung vor, in die die „lieben Genossinnen und Genossen“ zu diskutieren haben. Da schreibt etwa Georg Wirtz, Distriktschef in Winterhude-Nord, in der Einladung zur Versammlung am 27. Januar: „Als zweiter Kandidat steht nach heutigem Stand Wolfgang Curilla, unser langjähriger Senator, zur Verfügung. Seine Kandidatur geht mit auf meinen Wunsch zurück, da meiner Einschätzung nach Wolfgang Curilla erheblich größere Chancen hat, den Wahlkreis von Dirk Fischer zurückzugewinnen als Thea Bock.“ Wer wollte da widersprechen?

Während Thea Bock im Wahlkreis Nord trotz geringer Erfolgschancen Curilla die Kandidatur noch streitig machen will, darf sich ein anderes Ex-Regierungsmitglied seiner Bonner Wiedergutmachungsprämie schon sicher sein. Peter Zumkley, bis zum Dezember Senator für Bezirks- und Bundesangelegenheiten, ist nach dem devoten Rückzug des zunächst vorgesehenen Manfred Noster einziger Kandidat im als SPD-sicher geltenden Wahlkreis Wandsbek.

Stille, aber effiziente Funktionärsregie auch in den Wahlkreisen Altona, Mitte, Bergedorf und Harburg. Marliese Dobberthien, Freimut Duve und Rolf Niese dürfen auf ein glattes Abnicken durch die Wahlkreiskonferenzen ebenso hoffen wie Hans-Ulrich Klose, dessen Gegenkandidaten Stefan Schmitt keinerlei Chancen eingeräumt werden. Also alles wie gewohnt bei den Sozialdemokraten? Nicht ganz.

Die Demontage von Helmuth Frahm hat bereits begonnen

Denn in Eimsbüttel ereignet sich nahezu Revolutionäres. Über den Nachfolger von Bundestagsroutinier Peter Paterna, der gestern auf eine erneute Kandidatur verzichtete, entscheidet diesmal kein Funktionärsklüngel, sondern die Parteibasis. Ins Rennen gehen - und da hört das Revolutionäre dann auch schon wieder auf - Kreischefin Angelika Mertens und deren Stellvertreter Heinz Uthmann.

Bis zum 19. Februar soll die siebenköpfige SPD-Kandidaten-Riege stehen, damit sich eine Woche später der SPD-Parteitag ganz auf die nächste Drehung des Personalkarussells konzentrieren kann.

Gesucht werden bis dahin:

a) auf jeden Fall zwei stellvertretende Parteivorsitzende, die die in den Senat gewechselte Helgrit Fischer-Menzel und den nicht mehr kandidierenden Günter Elste ersetzen, und

b) möglicherweise auch ein neuer Parteichef. Das rechte Parteilager jedenfalls hat am Wochenende schon mal prophylaktisch mit der Demontage des amtierenden Vorsitzenden Helmuth Frahm begonnen. „Der bringt doch nichts zustande“, wird hinter – derzeit noch mühsam – vorgehaltener Hand kolportiert.

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