Slava Zaitzevs Modetheater im Haus der russischen Kultur

Sein Name ist Hase, aber der Moskauer Modezar Zaitzev ähnelt eher einem Wiesel. Er betätigt sich als Bühnen- und Kostümbildner, als Regisseur, ist Kunstprofessor, leitet die hauseigene Mode- und Mannequinschule, dichtet und malt. Seit 1982 ist der Arbeitersohn aus Iwanowa Chef-Createur im „Dom mody“. Daß man dort alle Hände voll zu sticheln hat und sich wirtschaftlich selbst trägt, bestätigt seinen Ruf als „roter Dior“. Bloß die Devisen fehlen noch, und das bereitet Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung. Doch Not macht erfinderisch. Deshalb läßt Slava Zaitzev auf dem Laufsteg wie am vergangenen Freitag und Samstag im Haus der russischen Kultur in der Friedrichstraße nicht nur die Puppen tanzen, sondern auch Männer Ritualtänze vollführen, gibt Schminktips für Frauen und Benimmregeln für einsame Männerherzen. Sein Showspektakel führt von der schönen Wassillissa und Boris Godunow zur modernen Latex-Larissa und knallbunten Hampelmännern. Dabei erzählt der Schneider himmlischer Träume von festlichen Gesellschaften, wie sie der Durchschnitts-Russe niemals erlebt. Und die Preise sind für Olga Normalverbraucherin sowieso unerschwinglich. Aber: „Schönheit rettet die Welt“ (Tolstoi). Und deshalb stichelt des Kremls tapferes Schneiderlein weiter am Moskauer Friedensprojekt. Martina Wagner/

Beide Fotos: Petra Gall